Gesellschaft für Erdkunde
Die Bibliothek der Gesellschaft für Erdkunde umfaßt ca. 120.000 Bände sowie 1.000 verschiedene Zeitschriften der Geowissenschaften aus aller Welt. Viele Zeitschriften und Reihen wurden im Tausch mit der ERDE bezogen. Die Bibliothek befand sich von 1949 bis 1998 im Haus der Gesellschaft für Erdkunde.Seit April 1998 wird sie vom Fachbereich Geowissenschaften verwaltet.
Altbestände (vor 1945) befinden sich in der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Haus Unter den Linden, ISIL DE-1
Der Bestand ist nicht frei zugänglich, kann aber ausgeliehen werden. Kataloge sind vor Ort vorhanden.
- Liste der in der ZDB gemeldeten Zeitschriften (1.517 Titel)
- Altes Bibliothekssigel: B 66
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an die Kollegen*Innen der Leihstelle / Auskunft:
Tel.:030 838-702 05
Mail: geolib@zedat.fu-berlin.de
„Gesellschaft für Erdkunde stabilisiert“ – Der Artikel stammt aus dem Buch Kulturbetrachtungen im Spreeradio 105,5 von Dr. Dieter Biewald (1997). [Bln-D 26-3]
47. Gesellschaft für Erdkunde stabilisiert
Guten Tag, verehrte Hörerinnen und Hörer,
willkommen zum Kulturtermin am Sonntag im Spreeradio 105,5.
Die Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin, beheimatet auf dem Fichteberg in Steglitz - ich berichtete im November 1994 schon einmal darüber -, ist die zweitälteste geowissenschaftliche Gesellschaft der Erde, gegründet auf Veranlassung von Alexander von Humboldt im Jahre 1828. Der erste Vorsitzer, Carl Ritter, war auch der Inhaber des ersten deutschen Lehrstuhls für Geographie und von hier aus nahmen die deutschen geographischen Wissenschaften ihren Ausgang.
Um 1800 war die Oberfläche der Erde etwa zu 66 % entdeckt und entschleiert. Dann setzte ein wahrer Boom von Entdeckungsreisen auf das noch unbekannte Drittel unserer Erde ein. So war die GfE von Anfang an im Mittelpunkt der Öffentlichkeit: die Afrikaforschungen Heinrich Barths wurden hier verhandelt und 1866 die noch heute bestehende und weltweit vertriebene Zeitschrift „Die Erde“ gegründet. Nach den Vorsitzern Nachtigal, von Wissmann und Reis, also Afrika- und Süd-Amerika-Forschern, wurde schließlich unter Ferdinand von Richthofen Ostasien- und Chinaforschung betrieben. 1901 wurden eine Grönland- und die Südpolarexpedition von der Gesellschaft ausgerüstet, und Sven Hedin berichtete an dieser Stelle über China wie Alfred Wegner über Grönland und Amundsen über die Entdeckung des Südpols. 1911 kam es zu einer neuerlichen Antarktisexpedition und 1927 zu einer Atlantikexploration mit dem Forschungsschiff Meteor. Zur Jahrhundertfeier der GfE tagt sogar die Weltozeankonferenz in Berlin.
Nach Krieg, Inflation, Weltwirtschaftskrise und Zerstörung des ersten Hauses in der Wilhelmstraße 1944 wurde die Gesellschaft 1948 wieder zugelassen. Unter dem Vorsitzenden Professor Ferdinand Friedensburg wurde mit Unterstützung der Volkswagenstiftung ein neues Haus in der Arno-Holz-Straße 14 gebaut und durch den damaligen Bundespräsidenten Lübke eingeweiht. Seitdem werden hier für Fachwissenschaftler, aber auch für Laien Vorträge, Kolloquien, Kongresse und Tagungen abgehalten, Bücher und Karten vorgehalten, Expeditionen, Reisen und Exkursionen durchgeführt.
Im Verbund mit verschiedenen Hochschullehrern läuft unter dem Dach der Gesellschaft u. a. ein Forschungsprojekt mit der Akademie der Mongolei. Der Oman, Pakistan und die Sahara sind Forschungsgebiete, bei denen die GfE als Anlaufstelle zur Verfügung steht.
Als durch die Finanznot des Landes Berlin die finanzielle Unterstützung für die Gesellschaft abgesenkt wurde, stand diese ehrwürdige Gesellschaft nach 169 Jahren vor dem Ruin! Zur Abwehr der Auflösung entstand im Vorstand die Idee, die alte Bibliothek (60.000 geowissenschaftliche Werke von 1532 bis 1945) - eine neue mit der Sammlung mit Veröffentlichungen ab 1948 steht im Haus auf dem Fichteberg (1945 gerettet vor dem Abtransport nach Rußland und aufbewahrt in der Staatsbibliothek, da die Aufarbeitung, Erhaltung und Reparatur die finanziellen Möglichkeiten der GfE weit überstieg) - an die Staatsbibliothek zu verkaufen.
Auf etwa 10 Millionen DM wurde die alte Sammlung geschätzt. Viele private Antiquariate bewarben sich um den Ankauf; die GfE aber wollte die Bibliothek in Berlin und dort auch als Ganzes erhalten sehen. So entstand im Vorstand die Idee, die Lotto-Gesellschaft um die Rettung der Bibliothek (und gleichzeitig der Gesellschaft) mit dem Ankauf für das Land Berlin zu bitten und der Staatsbibliothek - wo die Sammlung sowieso untergebracht ist - dann die Bibliothek zu übertragen.
Nach einer ersten Hilfe durch die Preußische Seehandlung wurde am 6.3.1997 die Bibliothek durch die Lottogesellschaft für das Land Berlin für 6 Millionen DM angekauft. Das Geld wurde in eine Stiftung der GfE eingebracht, deren Zinsen zum Erhalt des Hauses aber später vor allem für von Berlin ausgehende Forschungsvorhaben ausgegeben werden sollen, die den wissenschaftlichen Ruhm Berlins und der GfE mehren sollen.
Umwelt- und Wüstenforschung, Klima- und Wirtschaftsgeographie werden verstärkt von Berlin aus gefördert werden. Ein ehrgeiziges Projekt, einen Wüstennationalpark, ein Naturreservoir an der Grenze zwischen Ägypten und dem Sudan unter der Federführung der GfE zu schaffen oder wissenschaftlich mit Polen zusammenzuarbeiten, ist noch Zukunftsmusik, rückt aber durch die finanzielle Rettung der Gesellschaft mit Hilfe der Lottogelder in den Bereich des Machbaren.
Mit Dank an alle, die zur Rettung beigetragen haben,
Ihr Dr. Dieter Biewald
Sendung am 1.6.1997