Neue Publikation: Frakturen überwinden – Neuer Lokalismus als Heuristik und Instrument zur produktiven Konfliktbearbeitung?
News vom 20.06.2023
Eine Kernthese der agonistischen Demokratietheorie besagt, dass eine frakturierte Gesellschaft, um als plurale Demokratie zu funktionieren, Räume der Auseinandersetzung benötigt, in denen widerstreitende Positionen nachvollzogen und verhandelt werden können und in denen ein deliberativer Austausch stattfindet. Diejenigen (professionellen) Akteure, die gesellschaftliche Konflikte – etwa im Bereich der räumlichenPlanung – bearbeiten, sind insofern angehalten, solche Diskursräume zu identifizieren und zu nutzen, um Antagonismen hin zu Agonismen zu transformieren. Vor diesem Hintergrund diskutiert dieser Beitrag, inwiefern lokalistische Diskurse und Praktiken solche Diskursräume zu eröffnen vermögen. Hierfür wird ein Schema zur Einordnung unterschiedlicher Ausprägungen des Neuen Lokalismus entwickelt und anhand zweier kontrastierender Fallstudien erprobt. In einen Fall wird die Bedeutung des Neuen Lokalismus im Rahmen eines migrations-bezogenen Konfliktes im ländlichen Raum rekonstruiert, im anderen Fall anhand eines Konflikts um Verkehrsberuhigung in einem urbanen Quartier. Dabei wird beispielhaft und konkret aufgezeigt, wie lokalistische Diskurse und Praktiken dazubeitragen, Gesprächsfähigkeit zwischen lokalen Opponentinnen und Opponenten herzustellen und temporären Konsens zu stiften, aber auch, wie sie exkludierende Positionen verschleiern und zu Anschlussfähigkeit vor Ort verhelfen.