Soziale Bestimmungsgründe der Sicherheit am Flughafen (soft parts)
Katastrophenforschungsstelle (KFS)
Förderkennzeichen: 13N12669
Konsortium:
Freie Universität Berlin - Katastrophenfoschungsstelle (Projektkoordination)
Universität Potsdam - Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
Technische Universität Berlin - Institut für Luft- und Raumfahrt
Teilprojekt: Training und Lernen in „High-Reliability Organisationen“ (HRO), Netzwerken und kritischen Infrastrukturen
Flughäfen manifestieren sich als systemrelevante Knotenpunkte der internationalen Personen- und Warenströme und damit als kritische Infrastrukturen. Störungen, gleich welcher Art, können erhebliche globale Auswirkungen nach sich ziehen, weshalb es eines besonders hohen Sicherheitsniveaus bedarf. Dieses lässt sich jedoch fast ausschließlich lokal im komplexen Zusammenspiel von sozialen und technischen Teilsystemen produzieren.
In der Sicherheitsforschung und in aktuellen Sicherheitskonzepten spielen soziale Faktoren bisher nur eine untergeordnete Rolle. Im Zentrum stehen meist technische und logistische Systeme sowie formale, rechtliche Regelungen. Deren Wirksamkeit ist aber entscheidend davon abhängig, welche informellen Strukturen der Kommunikation, Kooperation und Koordination sich ergänzend oder jenseits der formalen entwickeln,
- welche Vertrauens- oder Misstrauensverhältnisse sich innerhalb und zwischen beteiligten Akteuren aufbauen,
- wie gut die Regelungen, Technologien und Prozesse von Sicherheitspersonal und Kunden akzeptiert sind und
- wie motiviert das Sicherheitspersonal vor dem Hintergrund seiner Arbeitsbedingungen, der rechtlichen und formalen Vorgaben, latenter und offener Konflikte letztlich tätig ist.
Flugfeld des Flughafens Hannover-Langenhagen (l.) und Flughafenbegehung in Berlin Tegel (r.).
Quelle: KFS
Die Produktion von Sicherheit und damit das Sicherheitsniveau basiert daher vorrangig auf Faktoren, die sich aus der sozialen Interaktion aller an diesem Produktionsprozess beteiligten Akteure ergeben. Diese Interaktion vollzieht sich sowohl auf der Ebene der Organisationen am Flughafen als auch auf Ebene der einzelnen Mitarbeiter und deren Kontakt zu den Kontrollnehmern, d. h. den Passagieren sowie den Mitarbeitern des Flughafens und externer Unternehmen.
Im Mittelpunkt stehen dabei die Aus- und Weiterbildung des Sicherheitspersonals. Dabei gehen wir von der Annahme aus, dass insbesondere im Zuge des rapiden Wandels des globalen Sicherheitsregimes sich auch das lokale Sicherheitsregime an Flughäfen in Deutschland stark verändert hat.
Der Untersuchungsschwerpunkt des von der Katastrophenforschungsstelle bearbeiteten Teilprojektes liegt auf der Erforschung von Kommunikations- und Lernprozessen am Flughafen als einer „High Reliability Organization“ (HRO). Beleuchtet werden ebenso die Arbeitsmotivation und Vorschriftenakzeptanz - als wesentliche Voraussetzungen für gelingende Kommunikation und erfolgreiches Lernen - aus einer arbeitswissenschaftlichen Perspektive.
Sicherheitshinweise (l.) und Kontrollstelle (r.) im Hamburger Flughafen.
Quelle: KFS
In den von der KFS bearbeiteten Arbeitspaketen findet zunächst (AP 4) eine Analyse der bestehenden Aus- und Weiterbildungskonzeptionen statt. Diese werden daraufhin überprüft, welche im- und explizit enthaltenen Realitätsannahmen darin enthalten sind. Anschließend werden in zwei quantitativen Befragungen (AP 5 & 6) die realen sozialen Bestimmungsgründe der Produktion von Sicherheit im Flughafen erhoben. Die Ergebnisse aus AP 4, 5 & 6 sowie der von den Forschungspartnern bearbeiteten APs 1, 2, 3 und 7 bilden die empirische Datengrundlage für das in AP 8 zu entwickelnde Manual zur Verbesserung der Aus- und Weiterbildungskonzeptionen sowie der Kommunikation im Netzwerk der Sicherheitsproduzenten an Flughäfen.
Links zum Thema:
Downloads: