Arbeitsbereich II: Faktor Mensch: Verhalten, Kommunikation und Heterogenität
Der Arbeitsbereich fokussiert den Menschen als Einflussgröße im Kontext von Extremsituationen. Da eine kritische Situation beispielsweise durch die Handlungen verschiedener Akteur*innen verschärft oder auch entschärft werden kann, ist die Betrachtung des 1) menschlichen Verhaltens sowohl der (potentiell) „Betroffenen“ als auch der Einsatzkräfte in Extremsituationen von zentraler Bedeutung. Im Arbeitsbereich wird untersucht, welche Verhaltensweisen bei Extremsituationen typisch bzw. untypisch sind und welche Bedingungen oder Einflussfaktoren bestimmte Verhaltensweisen begünstigen bzw. erschweren.
Ein Schwerpunkt bei der Betrachtung des menschlichen Verhaltens liegt auf dem Hilfeverhalten. Nicht nur baut der deutsche Katastrophenschutz auf dem Engagement freiwilliger Helfer*innen auf, auch lässt sich eine überwältigende Hilfsbereitschaft sogenannter ungebundener oder Spontanhelfenden in der Bevölkerung finden. Ohne den Einsatz dieser verschiedenen Akteur*innen ist die Bewältigung kritischer Lagen nicht möglich. Der Arbeitsbereich beschäftigt sich daher näher mit Helfer*innen und untersucht u. a. die unterschiedlichen Formen der Hilfsbereitschaft, die Motivation, die Organisation und die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit verschiedener Helfender.
Auch bereits im Vorfeld eines Ereignisses, bevor dieses einen extremen oder katastrophalen Verlauf nimmt, haben Menschen und deren Verhalten einen entscheidenden Einfluss auf den Verlauf des Ereignisses. Ein Forschungsschwerpunkt des Arbeitsbereiches liegt daher auf dem Vorsorgeverhalten, insbesondere auf der privaten Vorsorge. Neben der vorhandenen Vorratshaltung wird fokussiert, welche Faktoren gegen eine Vorsorge sprechen und im Umkehrschluss, wie die (vorrangig private) Vorsorge erhöht werden kann.
Damit Menschen in (bzw. vor oder auch nach) Extremsituationen aktiv werden, müssen sie zunächst in irgendeiner Form eine Bedrohung und eine Notwendigkeit zum Handeln wahrnehmen. Dafür ist eine adäquate 2) Kommunikation über potentielle Gefahren unablässig. Der Arbeitsbereich thematisiert die Frage, wie erfolgreiche Risiko- und Krisenkommunikation aussehen sollte, um verschiedene Menschen(gruppen) angemessen zu warnen und bedarfsgerecht zu informieren und darauf angepasste Handlungshinweise zur Verfügung zu stellen.
Grundvoraussetzung sowohl bei der Kommunikation mit, als auch bei der Analyse des Verhaltens von Menschen ist eine 3) differenzierte Betrachtungsweise der Bevölkerung. Menschen unterscheiden sich in vielfältiger Hinsicht voneinander. Ins Auge springende Einzelfaktoren wie Geschlecht(errollen) oder Alter geben nur einen ersten, oberflächlichen Eindruck von der Heterogenität der Menschen. Die Kombination und komplexe Interaktion verschiedener z. B. sozialer, kultureller und psychologischer Faktoren beeinflussen, wie Menschen beispielsweise Warnungen wahrnehmen und darauf reagieren. Mit verschiedenen Erhebungs- und Analysemethoden werden diese zugrundeliegenden Interaktionen analysiert, darauf basierend Typen identifiziert und typenspezifisch Empfehlungen z. B. bzgl. deren Warnung abgeleitet.