Springe direkt zu Inhalt

Paläobodenbildungen in spätholozänen äolischen Sanden am Golf von Messara (Kreta, Griechenland) – Rekonstruktion der Paläoumweltbedingungen seit der minoischen Bronzezeit

Institution:

Institut für Geographische Wissenschaften • Fachrichtung Physische Geographie

Projektleitung:

Projektpartner

AG Geomorphologie Johannes-Gutenberg-Universität Mainz (Prof. Dr. Andreas Vött, Dr. Peter Fischer)
Laboratory of Applied Geophysics, Technical University of Chania, Kreta (Prof. Dr. Antonis Vafidis):

Förderung:

DFG (Sachbeihilfe, Projektnummer 558469822)

Projektlaufzeit:
01.03.2025 — 30.11.2025
Ansprechpartner/in:
Dr. Fabian Kirsten

Der Messara-Graben in Südkreta stellt bereits seit der minoischen Bronzezeit ein landwirtschaftliches sowie politisch-kulturelles Zentrum der Insel dar. Im Umland der bekannten archäologischen Stätten von Phaistos, Agia Triada und Kommos am Golf von Messara haben sich im Becken von Tymbaki, welches zugleich den Deltabereich des Flusses Geropotamus darstellt, mächtige fluviale Sedimente abgelagert. Südlich davon sind küstenparallel mächtige Flugsanddecken zu finden, welche die neogene Festgesteinsbasis bedecken und z.T. mehr als 1 km von der Küste ins Landesinnere reichen. Die Akkumulation der mehrere Meter mächtigen Flugsande wurde im Rahmen von archäologischen Untersuchungen im Umfeld von Kommos auf spätholozäne Phasen erhöhter äolischer Aktivität zurückgeführt, welche vermutlich mit Phasen erhöhter Erosionsdynamik im Einzugsgebiet einhergehen. Für den Bereich der fluvialen Sedimente im Deltabereich existieren bereits erste geowissenschaftliche Studien und Paläoumweltrekonstruktionen, welche jedoch erhebliche räumliche und zeitliche Lücken aufweisen. Basierend auf eigenen Vorarbeiten mit dem Fokus auf oberflächennahen braunen Paläoböden, welche sich in den Flugsanden an mehreren anthropogenen Aufschlüssen finden, konnte eine erste Chronostratigraphie der jüngsten äolischen Sedimente sowie der Paläoböden aufgestellt werden. Diese deuten auf eine Sedimentation und Bodenbildung in byzantinischer bzw. arabischer und venezianischer Zeit hin. Daraus ergeben sich weiterführende Fragen bzgl. der Mächtigkeit und Verbreitungsmuster der äolischen Sedimente sowie deren (Chrono) Stratigraphie. Zudem wird erwartet, dass sich in den Sedimenten weiteren Bodenbildungen finden, welche auf landschaftliche Stabilitätsphasen hindeuten. Im Rahmen der hier beantragten Pilotstudie soll mit Hilfe von geophysikalischen Methoden sowie Rammkernsondierungen und anschließenden Lumineszenz- und Radiokarbondatierungen ein Altersmodell der Sedimente und Paläoböden aufgestellt werden. Diese Arbeiten finden in Kooperation mit der AG Geomorphologie der JGU Mainz sowie der AG Applied Geophysics der Technical University Chania (Kreta) statt. Mittels sedimentologisch- geochemischer Laboranalysen werden dabei sowohl eine stratigraphische Gliederung als auch eine Charakterisierung der Paläoböden vorgenommen. Weiterhin wird ein räumlich-stratigrapischer Zusammenhang zwischen den alluvialen Sedimenten im Becken von Tymbaki sowie einem angrenzenden Feuchtgebiet und den äolischen Sedimenten hergestellt. Basierend auf diesen Ergebnissen kann eine (erste) Paläoumweltrekonstruktion für das Spätholozän für diesen landwirtschaftlich intensiv genutzten, dicht besiedelten und ökologisch sensitiven Raum erfolgen. Neben der Bedeutung für die Interpretation archäologischer und historischer Befunde liefert die Studie damit auch wichtige Erkenntnisse für einen vom Klimawandel stark betroffenen Raum und die Parameter darin ablaufender geomorphologisch-landschaftsdynamischer Prozesse.