Pressemitteilung zum Projekt CarboTIP erschienen
Nachhaltige Ressourcennutzung mit Biokohle -Gemeinsames Projekt der Freien Universität, des Tierparks Berlin-Friedrichsfelde sowie des Botanischen Gartens und Botanischen Museums BerlinNr. 176/2017 vom 29.06.2017 |
News vom 30.06.2017
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Fachbereich Geowissenschaften der Freien Universität entwickeln im Tierpark Berlin-Friedrichsfelde ein emissionsarmes und umweltfreundliches Abfallmanagement mit Hilfe der Herstellung und Anwendung von Biokohle. Im Rahmen des Projekts CarboTIP wird erprobt, ob sich neben Holz auch die umfangreichen Laubbiomassen des Tierparks Berlin karbonisieren und so zu Biokohle und Energie umwandeln lassen. Ziel der Forscherinnen und Forscher ist es, die CO2-Bilanz des Abfallmanagements im Tierpark zu verbessern. Darüber hinaus soll abgeschätzt werden, welche Einsatzmöglichkeiten der Biokohle-Technologie in der Abfallentsorgung Berlins zukommen kann. Das Vorhaben „CO2-Sequestrierungspotential Tierpark“ (Projektlaufzeit: 12/2016 bis 01/2020) wird im Berliner Programm für Nachhaltige Entwicklung (BENE) gefördert aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) und des Landes Berlin (Förderkennzeichen 1123-B5-O). Es wird in Zusammenarbeit mit dem Tierpark Berlin-Friedrichsfelde sowie dem Botanischen Garten und Botanischen Museum Berlin umgesetzt.
„Die Verwertung von organischen Rest- und Abfallstoffen schont die fossilen Ressourcen und leistet einen entscheidenden Beitrag zum Klima- und Umweltschutz“, erklärt Prof. Dr. Dr. Konstantin Terytze von der Freien Universität, der das Projekt leitet. Biokohle könne ein wichtiges Werkzeug innerhalb einer Nachhaltigkeitsstrategie sein. Biokohle speichert langfristig CO2 aus der Atmosphäre, reduziert Treibhausgase bei der Kompostierung und minimiert die Auswaschung von Nährstoffen ins Grundwasser. Zusätzlich stellt die Herstellung der Biokohle Energie bereit, die fossile Energieträger ersetzen kann.
Der Tierpark Berlin-Friedrichsfelde sei mit 160 Hektar Fläche einer der größten Landschaftstiergärten Europas und damit ein hervorragender Forschungs- und Anwendungsraum für die Biokohle-Technologie, erläutert Projektkoordinator Dr. Robert Wagner. „Besonders die Mengen an Laub, 16.000 Kubikmeter jährlich, bergen ein riesiges, bislang ungenutztes Potenzial zur Herstellung von Biokohle und der verbundenen Speicherung von Kohlenstoff“, sagt der Geowissenschaftler. Auf der Grundlage der Ergebnisse und Erfahrungen des TerraBoGa-Forschungsprojektes im Botanischen Garten und Botanischen Museum Berlin in den Jahren 2010-2015, werde der Einsatz dieser Technologie im Tierpark unter erweiterten und neuen Fragestellungen weiter erprobt.
„Im Projekt wird besonders die Eignung von Laub für die Herstellung von Biokohle unter Kohlenstoff- und Energieeffizienz (Verwendung der Abwärme für die Heizung von Schaugebäuden/Tierhäusern) untersucht“, sagt Prof. Dr. Dr. Konstantin Terytze. Dazu werde das gesammelte Laub aufbereitet und pelletiert. Die Herstellung der Biokohle aus den Laubpellets erfolge dann im Botanischen Garten Berlin an der Karbonisierungsanlage der Freien Universität. Angestrebt werde außerdem eine kontrollierte Kompostierung des anfallenden Mists und der Grünschnittabfälle mit Biokohle und die Herstellung von zugeschnittenen Substraten für die unterschiedlichen Bepflanzungskonzepte des Tierparks. Dabei würden die vielfältigen Umwelteffekte, wie zum Beispiel die Treibhausgasemissionen, Nährstoffauswaschung und Wirkung auf das Pflanzenwachstum, unter den Bedingungen vor Ort untersucht.
Am Ende des Projektes sollen die Ergebnisse zu einer ökologischen Gesamtbetrachtung zusammengeführt und ökonomische Betrachtungen im Rahmen der Kosten-Nutzen-Analyse angestellt werden. Die Übertragbarkeit der Forschungsergebnisse auf andere Standorte und Akteure werde durch eine im Projekt erarbeitete Handlungsanleitung gewährleistet.
Weitere Informationen
Dr. Robert Wagner, Fachbereich Geowissenschaften der Freien Universität Berlin, Telefon: 030 / 838-70435, E-Mail: r.wagner@fu-berlin.de