Das Rätsel von Ladakh
Aus der Sendereihe "Einsteins Erben" (ZDF). Basierend auf der Forschung im Rahmen des DFG-Projekts „Dynamics of the Indian Monsoon since the Mid Holocene: High-resolution multiproxy studies on the Tso Kar basin in the arid high mountain area of Ladak
31.05.2021
Erstausstrahlung im ZDF: 24.2.2005, 19:30 Uhr, 45 Minuten
Autoren: Gisela Graichen und Peter Prestel
Basierend auf der Forschung im Rahmen des DFG-Projekts „Dynamics of the Indian Monsoon since the Mid Holocene: High-resolution multiproxy studies on the Tso Kar basin in the arid high mountain area of Ladakh (NW-India)” (zusammen mit Prof. Dr. Bernd Wünnemann, Freie Universität Berlin)
Wissenschaftlicher Hintergrund und Inhalt des Films
Der Klimawandel gilt vielen als die größte Herausforderung, der sich die Menschheit jemals stellen musste. Es herrscht weit gehende Einigkeit unter den Forschern über eine zunehmen-de globale Erwärmung. Weitaus weniger Einigkeit besteht über die Folgen. Und auch der Anteil des Menschen an der Erwärmung ist umstritten, denn natürlichen Klimawandel gab es schon immer. Die Paläoklimaforschung nutzt Archive, die weit genug in die Erdgeschichte zurückreichen, dass der Mensch als Pulsgeber des Klimawandels ausgeschlossen werden kann. Kennt man die Amplituden der natürlichen Klimazyklen, kann man den anthropogenen Anteil bestimmen. Eine indisch-deutsche Expedition, unter der Leitung von Frank Riedel, begibt sich an eine Schaltstelle des Klimas, in das Hochgebirge von Ladakh. Hier treffen zwei große Windsysteme aufeinander. Vom Westen kommen atlantische Luftströmungen, die vor allem für Winterniederschläge verantwortlich sind und vom Süden der Monsun, der im Sommer für Regen sorgt. Um das Wechselspiel der beiden Systeme zu erforschen, will das Wissenschaftlerteam in 4600 m Höhe die Sedimente eines Sees erbohren, in denen Klimasignale der letzten Jahrtausende gespeichert sind – aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen. Höhenkrankheit und eisige Nachtkälte machen den Wissenschaftlern schwer zu schaffen. Auch wenn der Bohrkopf, ohne den die Expedition sinnlos würde, zwischen-zeitlich im See versinkt – das Unternehmen gelingt. Weit oberhalb des heutigen Sees werden Beweise gefunden, dass der See einst sehr groß und über 100 m tief war. Einheimische berichten den Forschern, dass der Seespiegel in den letzten Jahrzehnten rapide gesunken ist. Die Niederschläge bleiben also zunehmend aus. Der Klimawandel ist so rasant, dass der See in den nächsten Jahren verschwunden sein wird. Welchen Anteil der Mensch daran hat, müssen komplexe Laboruntersuchungen erst zeigen.
Reichweite und Zuschauerreaktionen
Der Film wurde im ZDF, an einem Sonntagabend, zur besten Sendezeit, erstmalig ausgestrahlt und erreichte dabei etwa 4,5 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer. Er ist einer von zwei Expeditionsfilmen, die für das „Einstein Jahr“ im ZDF produziert wurden. Seit der Erstausstrahlung wurde der Film auf anderen Sendern, vor allem Phoenix, mehrfach wiederholt. Die direkt an mich gerichteten Zuschauerkommentare waren außerordentlich zahlreich und fast ausschließlich positiv. Zu diesem Film trafen auch vermehrt Glückwünsche von Kolleginnen und Kollegen ein. Der Film wird vom ZDF unter den erfolgreichsten Dokumentationen des Senders in 2005 gelistet.
Tso Kar, Ladakh. Einstmals existierte hier ein bedeutender See, der aufgrund des Klimawandels weitgehend trocken gefallen ist und wahrscheinlich in wenigen Jahren komplett verschwunden sein wird (Photo: F. Riedel 2004).