Im Juni 2019 gelangen mit der High Resolution Stereo Camera (HRSC) mehrere globale Aufnahmen des Mars. Die hier abgebildete zeigt die Nordhemisphäre und die stark verkraterten Hochländer rund um den Marsäquator. HRSC ist ein Kameraexperiment, das am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelt wurde und von dort betrieben wird. Es befindet sich an Bord der ESA Mission Mars Express, die den Mars seit 2003 umkreist.
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Der obere Teil dieser beeindruckenden Globalansicht des Mars zeigt die Nordhemisphäre mit der noch winterlich ausgedehnten Nordpoleiskappe. Ein dünner Wolkenschleier erstreckt sich von ihr ausgehend über die sich anschließenden Tieftäler, die teils mit dunklem Sand bedeckt sind. Blick man in die Mitte die Bildes, fällt dort eine Geländekante auf – sie markiert die Grenze zwischen nördlichem Tiefland und südlichem Hochland des Mars. Dunkle Sande bedecken auch hier weiter Gebiete des von Kratern übersäten Hochlands. Im äußersten Süden des Bildes erkennt man noch einen Teil des in weiße Wolken gehüllten Einschlagsbeckens Hellas. Die Ansicht des Planeten ist leicht nach Süden gekippt, sodass ein Blick auf den Nordpol möglich ist, im Süden aber nur bis etwa zum 40. Breitengrad reicht. Deshalb ist der Südpol nicht sichtbar. Von Pol zu Pol hat der Mars einen Durchmesser von 6752 Kilometern; der gezeigte Bildausschnitt deckt knapp 5000 Kilometer davon ab.
Die rötlichen Ebenen von Arabia Terra und Terra Sabaea im zentralen Teil des Bildes sind durch viele große Einschlagskrater gekennzeichnet und gehören damit zu den ältesten Regionen auf dem Mars. Ihre nördliche Grenze bildet eine deutliche topografische Geländekante mit mehreren Kilometern Höhenunterschied. Diese trennt die flachen, kaum bekraterten Ebenen der nördlichen Tiefländer vom südlichen Hochland mit seiner viel höheren Kraterdichte. Diese auffällige Geländestufe, die sogenannte Dichotomiegrenze, markiert eine grundlegende topographische und landschaftliche Zweiteilung des Mars. Sie schlägt sich vor allem in einer unterschiedlichen Krustendicke nieder, aber auch in den magnetischen Krusteneigenschaften und seinen Gravitationsdaten. Die Entstehung der Krustendichotomie wird noch diskutiert: Sie könnte ihre Ursache in endogenen Kräften aus dem Mars-Inneren haben und somit durch Mantelkonvektion oder Tektonik entstanden sein. Sind exogene Kräfte (von außen) die Ursache, kommen beispielsweise ein oder mehrere große Asteroideneinschläge in Frage.
Die intensiv zerklüftete Landschaft an der Dichotomiegrenze wurde über Millionen Jahre durch die Kräfte der Erosion stark abgetragen und ist durch zahlreiche tektonische Brüche, Tafelberge und Flusstäler charakterisiert. Beobachtungen zeigen, dass fluviale, äolische und insbesondere auch glaziale Prozesse die Übergangszone verändert haben. Die Auswertung von Bilddaten weist darauf hin, dass es im Verlauf der Entwicklungsgeschichte des Mars möglicherweise mehrere Episoden der Gletscheraktivität gab.
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Die Aufnahmen mit der HRSC (High Resolution Stereo Camera) entstanden am 17. Juni 2019 während Orbit 19550 von Mars Express. Die Auflösung im Bildzentrum beträgt ungefähr einen Kilometer pro Bildpunkt (Pixel). Die Bildmitte liegt bei etwa 44° östlicher Länge und 26° nördlicher Breite. Die Farbaufsicht wurde aus dem senkrecht auf die Marsoberfläche gerichteten Nadirkanal und den Farbkanälen der HRSC erstellt. Die Umgebungskarten basieren auf Daten der Viking Mission und des Mars Orbiter Laser Altimeter (MOLA) Experiments an Bord der Mars Global Surveyor (MGS) Mission der NASA.
Die systematische Prozessierung der Kameradaten erfolgte am DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin-Adlershof. Mitarbeiter der Fachrichtung Planetologie und Fernerkundung der Freien Universität Berlin erstellten daraus die hier gezeigten Bildprodukte.
HRSC Farbansicht des Mars: ESA/DLR/FU Berlin, CC BY-SA 3.0 IGO
Übersichtskarte in Regenbogenfarben: NASA/MGS/MOLA Science Team, FU Berlin
Übersichtskarte in Marsfarben: NASA/Viking, FU Berlin
HRSC Aufnahmeprinzip: FU Berlin/ESA/NASA
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Die High Resolution Stereo Camera wurde am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelt und in Kooperation mit industriellen Partnern gebaut (EADS Astrium, Lewicki Microelectronic GmbH und Jena-Optronik GmbH). Das Wissenschaftsteam unter Leitung des Principal Investigators (PI) Prof. Dr. Ralf Jaumann besteht aus 52 Co-Investigatoren, die aus 34 Institutionen und 11 Nationen stammen. Die Kamera wird vom DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin-Adlershof betrieben.