Diese Bilder der High Resolution Stereo Camera (HRSC) zeigen Kollapsstrukturen auf einem Teil der Südflanke des Ascraeus Mons die wie ein modernes Kunstwerk wirken. Der Vulkan ist der nördlichste der Vulkangruppe Tharsis Montes. Die HRSC wurde am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelt und wird von dort betrieben.
» Unterhalb der Bildgalerie erfahren Sie mehr...
Der in der Tharsis-Region des Mars gelegene Ascraeus Mons ist der nördlichste und höchste der drei Schildvulkane, die als Tharsis Montes bekannt sind und sich entlang einer nordost-südwestlich ausgerichteten topographischen Erhebung erstrecken. Mit einem Durchmesser von etwa 480 km und einer Höhe von 18 km ist Ascraeus Mons der zweithöchste Berg auf dem Mars, der nur noch vom riesigen Olympus Mons übertroffen wird. Der Vulkan hat ein sehr niedriges Profil mit einer durchschnittlichen Flankenneigung von nur 7°. Das Bild zeigt einen Teil der Südflanke des Ascraeus Mons. Der Höhenunterschied zwischen der linken Seite (Süden) und der rechten Seite (Norden) des Bildes beträgt etwa 10 km! Die hier gezeigten dramatischen Strukturen werden als Ascraeus Chasmata bezeichnet, ein riesiges eingestürztes Gelände, das sich über mehr als 70 km an der unteren Südflanke des Vulkans erstreckt.
Auf dem Bild sind zahlreiche geomorphologische Strukturen unterschiedlichen Alters und Ursprungs zu erkennen. Beginnend am rechten Bildrand, noch 60 km vom Gipfel des Ascraeus Mons entfernt, sind zahlreiche Lavaströme zu erkennen (siehe kommentiertes Bild), die im farbkodierten Geländebild teilweise besser zu erkennen sind.
Grabenstrukturen, auch pit-crater chains genannt, sind überall in der HRSC-Szene zu finden (siehe kommentiertes Bild für ein Beispiel). Nahezu kreisförmige Vertiefungen bilden Ketten und können sich zu einer trogartigen Struktur zusammenschließen, die als coalesced pit crater troughs bezeichnet werden. Es besteht Einigkeit darüber, dass diese Strukturen durch den Einsturz in einen unterirdischen Hohlraum entstanden sind. Es wurden jedoch verschiedene Prozesse als Ursache für diese Hohlräume vorgeschlagen. Sie reichen von der Entstehung von Gangschwärmen und Karsten bis hin zu tektonischem und vulkanischem Ursprung. Viele Forscher glauben, dass es sich bei diesen Strukturen um "Lavaröhren" handelt, die entstehen, wenn der Lavastrom an der Oberfläche über einem unterirdischen Lavastrom schnell abkühlt. Der Lavastrom versiegt schließlich und entleert die Röhre, wobei ein Hohlraum mehrere Meter unter der Oberfläche zurückbleibt.
Gewundene Rillen (siehe kommentiertes Bild/sinous rilles) sind ein weiteres häufiges Oberflächenmerkmal an den Flanken von Vulkanen. Sie sind in der Regel kleiner als die Grubenstrukturen und beschreiben randlose, gewundene Kanäle. Vulkanische Prozesse wie die Erosion von Ascheströmen oder die Anlage von Lavaströmen, aber auch das Fließen von Oberflächenwasser und eine Kombination aus vulkanischer und Wasseraktivität wurden als Entstehungsmechanismen für diese gewundene Rillen vorgeschlagen.
Die linke Seite des Bildes wird von mehreren großen Klüften dominiert, die eine Länge von bis zu 40 km erreichen. Von diesen Spalten gehen verzweigte Kanalnetze aus. Entlang der Kanäle sind stromlinienförmige Inseln und Terrassen in den Kanalwänden zu erkennen (siehe kommentiertes Bild). Dies deutet auf eine Entstehung durch Wasser und nicht durch Lava hin. Vermutlich haben sich Schnee-/Eisablagerungen an den Flanken des Vulkans angesammelt und wurden unter späteren vulkanischen Ablagerungen überdeckt. Sie wurden dann in einer späteren aktiven Episode des Ascraeus Mons aufgeschmolzen.
Die Aufnahmen mit der HRSC (High Resolution Stereo Camera) entstanden am 15. Januar 2023 während Orbit 24045 von Mars Express. Die Bildauflösung beträgt etwa 16 Meter pro Bildpunkt (Pixel). Die Bildmitte liegt bei etwa 254° östlicher Länge und 9° nördlicher Breite. Die Farbaufsicht wurde aus dem senkrecht auf die Marsoberfläche gerichteten Nadirkanal und den Farbkanälen der HRSC erstellt, die perspektivische Schrägansicht wurde aus den Geländemodell-Daten, den Nadir- und Farbkanälen der HRSC berechnet. Das Anaglyphenbild, das bei Betrachtung mit einer Rot-Blau- oder Rot-Grün-Brille einen dreidimensionalen Eindruck der Landschaft vermittelt, wurde aus dem Nadirkanal und den Stereokanälen abgeleitet. Die in Regenbogenfarben kodierte Aufsicht beruht auf einem digitalen Geländemodell (DTM) der Region, von dem sich die Topographie der Landschaft ableiten lässt. Der Referenzkörper für das HRSC-DTM ist eine Äquipotentialfläche des Mars (Areoid).
Die HRSC-Kamera wurde am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelt und wird von dort betrieben. Die systematische Prozessierung der Kameradaten erfolgte am DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin-Adlershof. Mitarbeiter der Fachrichtung Planetologie und Fernerkundung der Freien Universität Berlin erstellten daraus die hier gezeigten Bildprodukte.
Um bereits veröffentlichte Rohbilder und DTMs der Region im GIS-kompatiblen Format herunterzuladen, benutzen Sie bitte diesen Link zu unserem Mapserver.
Images: ESA/DLR/FU Berlin, CC BY-SA 3.0 IGO
Copyright Notice:
Where expressly stated, images are licenced under the Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 IGO (CC BY-SA 3.0 IGO) licence. The user is allowed to reproduce, distribute, adapt, translate and publicly perform it, without explicit permission, provided that the content is accompanied by an acknowledgement that the source is credited as 'ESA/DLR/FU Berlin', a direct link to the licence text is provided and that it is clearly indicated if changes were made to the original content. Adaptation / translation / derivatives must be distributed under the same licence terms as this publication.
Die High Resolution Stereo Camera wurde am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelt und in Kooperation mit industriellen Partnern gebaut (EADS Astrium, Lewicki Microelectronic GmbH und Jena-Optronik GmbH). Das Wissenschaftsteam unter Leitung des Principal Investigators (PI) Dr. Thomas Roatsch besteht aus 52 Co-Investigatoren, die aus 34 Institutionen und 11 Nationen stammen. Die Kamera wird vom DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin-Adlershof betrieben.