13.1 Laguna Tebinquinche
Die Zufahrt zur Laguna Tebinquinche im nördlich-zentralen Teil des Salar de Atacama (Reutter et al., 2005; Jordan et al., 2007) ist nicht ausgeschildert, aus guten (vor Ort erhältlichen) Karten jedoch abzuleiten; auf jeden Fall sollte man vor Ort nochmals nachfragen. Etwa 12 km südlich von San Pedro Richtung Toconao biegt man bei 23° 2'24.61"S , 68° 7'29.83"W von der geteerten Straße nach Westen auf eine Piste in die Salzsavanne ab; nach 8 km biegt man an der durch einen prominenten Tamarugo markierten Kreuzung (23° 1'41.11"S, 68°12'3.07"W) nach Süden und folgt der Piste etwa weitere 3,5 km bis zur Straßengabelung. Die rechte Piste erreicht nach etwa 1 km den Nordrand der kleinen Laguna Cejar; wir wählten die linke Piste, die nach weiteren 4 km, die Laguna Cejar im Osten umgehend, bis zum Nordostrand der ausgedehnten Laguna Tebinquinche führte. Ein fünfminütiger Fußweg brachte uns, an Flamingos und weidenden Llamas vorbei, durch die Marsch zum Ufer (23° 8'10.01"S, 68°15'29.15"W).(Abb. 13.1.1)
Abb.13.1.1: Nordostrand der Laguna Tebinquinche im Nordteil des Salar de Atacama, Blickrichtung nach Westen. Schilf und Marsch (rechts) gehen nach einem schmalen salz- und gipsverkrusteten Uferstreifen (Mitte) in den flachen Salar über. Im Hintergrund die Cordillera de la Sal. Foto: C. Heubeck
Zum Zeitpunkt unseres Besuchs war der Wasserspiegel im Rückgang. Gräser am Uferstreifen waren dick mit Gips- und Halitkrusten ummantelt. Die nur wenige cm tiefe Uferregion ist flächenbildend unterlegen von spektakulären, eng gewundenen rosa- und violettfarbenen Wülste von wenigen cm Relief (Abb. 13.1.2). Dabei handelt es sich um gipsverkrustete Kolonien von Halobacterium, einem weitverbreiteten, obligat halophilen Vertreter der Archaea (also kein Vertreter von Bacteria; der Name ist ein Misnomer). Halobacterium benötigt mindestens 9% Salzgehalt, besitzt eine Toleranz bis zu 30% und wächst ideal bei 37°C.
Abb. 13.1.2: Wulstige Gipskrusten im Uferbereich der Laguna Tebinquinche, unterlegt von Halobacterium, einem obligat halophilen Archaea. Foto: C. Heubeck
Halobacterium ist beeindruckend vielseitig in seinem Metabolismus und kann Energie gleich auf drei verschiedene Weisen herstellen: (1) oxidative Veratmung von Zuckern;(2) eine einfache (und vermutlich ursprüngliche Art) der aeroben Photosynthese mittels des lichtempfindlichen rosafarbenen Membranproteins Bakteriorhodopsin; (3) Fermentation. (NB: Die Pigmente dieser Organismen wandern quasi durch die gesamte Nahrungskette: Sie färben halophile Krebse, die sich von den Mikroorganismen ernähren, und die Flamingos, die ihrerseits die Krebse fressen.) Weil Halobacterium gern unter lichtdurchlässigen, vor UV-Strahlung und Austrocknung schützenden Evaporitkrusten lebt, sind Vertreter dieser Familie mögliche Kandidaten für Leben auf dem Mars. In der Tat waren die von nur wenigen cm Wasser bedeckten, transparenten, 1-5 cm mächtigen Gipskrusten hart, brüchig und scharfkantig, so dass unser Waten unerfreulich und nur von kurzer Dauer war.
An einer ufernahen Stelle beobachteten wir in 10 - 15 cm flachem Wasser eine subaquatische Quelle mit Blasen und H2S-Geruch.