Springe direkt zu Inhalt

Kratersee

11.3.1 Der Kraterrand

Vom Museum aus fuhren wir zum höchsten Punkt des bewaldeten Kraterrandes im Nordnordwesten des Kraters, von wo aus man den gesamten Krater überblicken konnte.

 

Abb. 11.3.1: Blick nach Süden in den Krater.

Der Kraterrand weist viele konzentrische und tangentiale Klüfte auf. Nicht sichtbar ist die inverse Schichtung des überkippten oberen Kraterrandes. Durch Rutschungen besitzt der Krater einen flachen, äußeren Hang, und zahlreiche bei der Kraterbildung ausgeworfene Blöcke bedecken den Rand, die allerdings von Sedimenten überdeckt sind, meist aufgrund der unebenen Morphologie können diese erahnt werden (Brandt und Reimold, 1999). Die ehemalige Ejektadecke ist durch Erosion heute nicht mehr vorhanden. Vereinzelt finden sich hier Karbonatitgänge.

Abb. 11.3.2: Kontakt zwischen Nebo Granit (links) und Karbonatit (rechts) am inneren Kraterrand, der Maßstab: 2 cm.

Einen der Karbonatitgänge (Abb. 11.3.2) konnten wir hier anstehend im Kontakt mit Bushveld Granit beobachten. Er besitzt eine Mächtigkeit von ca. 10-15 cm.  Der kristalline Karbonatit ist vulkanischen Ursprungs. Karbonatitische Laven zeichnen sich durch ihren hohen Volatilgehalt und geringe Viskosität aus. Der Granit am Kontakt ist stark verwittert, teilweise auch vergrust und brekziiert; dies wurde durch den Impakt verursacht.

 

11.3.3 Weg zum Kratersee

Der Weg vom Kraterrand ins Innere des Kraters führt entlang eines etwa 240 m langen Weganschnitts, der die Stratigraphie des Kraterrandes erschließt. Im oberen Teil konnten wir steil nach außen einfallende Gesteinsschichten beobachten, im mittleren Teil Antiklinalen und gefaltetes, komprimiertes Targetmaterial. Zum Kratermittelpunkt hin fallen die Gesteinsschichten flach nach innen (Abb. 11.3.3) (Brandt und Reimold, 1999).

 

Abb. 11.3.3: Aufschluss am Weg der von Südosten in den Krater hineinführt, ungefähr auf halber Höhe des Kraterrandes. Der Nebo-Granit wurde durch den Impakt gefaltet (rot gestrichelt) und gestört (blau gestrichelt). Faltungen und Störungen sind nur exemplarisch dargestellt. Breite der Plakette ca. 50 cm (Foto: H. Knöfler).

Das Top des Kraterrandes besteht zumeist aus homogenem Granit, mit darauf liegenden Blöcken und Geröll von Auswurfmaterial. Die Basis des Kraters bildet anstehender Granit. Unterhalb des oberen Kraterrands findet man gelbbraunen Verwitterungsgrus mit einer Matrix aus Quarz und Feldspat, der zur Karoo Supergroup gehört. Dementsprechend gibt es am oberen Kraterrand eine invertierte Stratigrafie: Jüngere Karoo Strata liegen unter älterem, deformoierten Nebo Granit.

 

11.3.4 Kratersee

Der laugenhaltige Kratersee ähnelt in seiner Zusammensetzung möglicherweise dem archaischen Ozean. Er besitzt eine hohe Konzentration an Natrium, Chlor, Kalium, Kalk und Sulfiden. Die alkalischen Elemente des Sees stammen vermutlich aus dem Bushveld Granit. Im See herrschen reduzierende, anoxische Bedingungen, und Algenmatten sind sichtbar (Abb. 11.3.4). Sehr wahrscheinlich leben auch halophile Bakterien im See.

Abb. 11.3.4: Angeregte Diskussionen über die Bedeutung von Impakten bei der Entstehung des Lebens im Archaikum am Rande des Kratersees (Foto: N. Martin).

Die ungewöhnliche Lithologie und Böden unterstützen eine große Pflanzenvielfalt: Um den Kratersee sind etwa 325 Pflanzenarten dokumentiert.

 

11.3.5 Shoemaker Viewpoint

Der Shoemaker Viewpoint (Abb. 11.3.5), der seinen Namen dem Geologen Eugene Shoemaker, einem Pionier auf dem Gebiet der Astrogeologie, verdankt, bietet einen schönen Ausblick auf den Krater.

Abb. 11.3.5: Blick vom Shoemaker-Viewpoint in den Krater, eine Tafel erinnert an den 1997 bei einem Autounfall getöteten Wissenschaftler, der wichtige Beiträge zur Impaktgeologie, darunter unter anderem die Erforschung des Meteor Crater in Arizona, die Bestätigung des meteoritischen Ursprungs des Nördlinger Rieses und die Entdeckung zahlreicher Impaktstrukturen in Australien geliefert hatte.