Wetter messen und lernen
Interdisziplinäres „Citizen Science“-Projekt startet: Schülerinnen und Schüler in Bayern bilden Wettermessnetz
News vom 23.07.2020
Wie Schülerinnen und Schüler für extreme Wetterereignisse, die infolge des Klimawandels verstärkt auftreten, und die damit verbundenen Risiken sensibilisiert werden können, ist Thema eines Forschungsprojekts der Freien Universität Berlin und der Ludwig-Maximilians-Universität München in Kooperation mit der regionalen Bürgerstiftung „Energiewende Oberland“ (EWO). Im Rahmen des Projekts messen und untersuchen Schülerinnen und Schüler im bayrischen Oberland Wetterdaten, unterstützt durch Meteorologinnen und Meteorologen der Freien Universität Berlin. Sozialwissenschaftlerinnen und Sozialwissenschaftler der Ludwig-Maximilian-Universität untersuchen den Effekt auf die Schülerinnen und Schüler und ihr nahes Umfeld. Etabliert werden soll zudem ein kontinuierlicher Wissenstransfer zwischen Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, und es soll ein prototypisches Schulungskonzept für Bildungseinrichtungen entwickelt werden, das langfristig von „Energiewende Obrland“ selbstständig weitergeführt wird. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
Die Schülerinnen und Schüler aus Gemeinden im bayrischen Oberland messen in diesem Sommer in ihren Gärten Wettergrößen – Lufttemperatur und -feuchte, Strahlung, Luftdruck sowie Niederschlag. Verwendet werden dabei Messgeräte, die an der Freien Universität entwickelt und von den Schülerinnen und Schülern selbst zusammengebaut wurden. Die Geräte kommunizieren untereinander über ein sogenanntes Long Range Wide Area Network, einem für das „Internet der Dinge“ entwickelten Funkstandard. „Wir mussten dieses Netz vor Ort vollkommen neu aufbauen, was nur durch die freundliche Hilfe lokaler Partner möglich war“, erklärt Meteorologe Henning Rust, der das Projekt an der Freien Universität leitet. Über eine App sind die Daten für alle Beteiligten nahezu in Echtzeit einsehbar. Ferner beobachten und melden die Schülerinnen und Schüler über eine Website Wetterauswirkungen und Schäden.
Die Schülerinnen und Schüler befassen sich außerdem auch theoretisch mit den Prinzipien der Wettervorhersage, im Besonderen damit, warum Vorhersagen stets unsicher sind. „Die Schülerinnen und Schüler lernen aktiv und spielerisch, wie sie die Unsicherheiten in der Wettervorhersage in ihre Entscheidungen über das Verhalten in Extremwettersituationen einbeziehen können“, erklärt Henning Rust. In zwei Befragungen wird das Verständnis von Wetterrisiken vor und nach der Messphase getestet und verglichen. Die gemessenen Daten und gemeldeten Wetter- und Schadensbeobachtungen werden abschließend gemeinsam mit allen Beteiligten in Workshops analysiert und mit den Daten des Messnetzes des Deutschen Wetterdienstes verglichen.
Pressefotos
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Aktuelle Messdaten in der Web-App
Bildquelle: Bianca Wentzel