Studienprojekte
Studienprojekt Spanien 2014/15
Die spanische Provinz Andalusien ist ein lebendiger Schaukasten für Jahrhunderte alte Landwirtschafts- und Wasserbautechniken. Die in den meisten Teilen vorherrschende saisonale Trockenheit und wiederkehrende Dürren verlangten von den Bewohnern den arbeitsintensiven Einsatz dieser Techniken gepaart mit einem hohen Organisationsgrad um eine möglichst verlässliche und konfliktfreie Lebensmittelproduktion zu gewährleisten. Spätestens nach der römischen Kolonialisierung entstanden dadurch Bewässerungsgemeinschaften und die für die Provinz charakteristischen terrassierten Landschaften. Seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts, hauptsächlich bedingt durch einen spanienweiten sozioökonomischen Wandel werden diese Strukturen verstärkt aufgegeben bzw. durch modernere Techniken wie der Bewässerung mit Tiefbrunnen ersetzt. Das hat teilweise schwerwiegende Folgen für den Landschaftshaushalt wie z.B. der Verlust von Boden, Grundwasserabsenkung und Verbuschung.
Eingebettet in das TOPOI Projekt „Water Management in the Western Mediterranean Region“ fanden in den Sommersemestern 2014 und 2015 Studentenprojekte im Rahmen des Masters Landschaftsarchäologie statt. Das Arbeitsgebiet befand sich in der gebirgigen nordöstlichsten Ecke Andalusiens, in der Comarca Los Vélez. In diesen Projekten wurden oben erwähnte Bewässerungs- und Terrassensysteme kartiert und deren Standorteigenschaften aufgenommen. Die Projekte beschäftigten sich hauptsächlich mit den Fragen, wie sich entlegene Bauernhäuser mit Wasser versorgen konnten, wie die Bewässerungssysteme strukturiert sind und wie sich einzelne Terrassenbauweisen zu ihrer Lage in der Landschaft verhalten. Die angewandten Techniken umfassten die geomorphologische Kartierung, Vermessen der landwirtschaftlichen Strukturen, (paleo-) hydrologische Messungen und die spätere Auswertung mit Hilfe geographischer Informationssysteme.
Kartieren alter Kanäle |
2014 - Prospektionen an den Ufern des Beetzsees in Brandenburg
Im Sommersemester 2014 wurde mit einem umfassenden Prospektionsprojekt im Bereich des Beetzsees begonnen, der Teil einer ausgedehnten Seenkette nordöstlich der Stadt Brandenburg ist. Der betreffende Fundplatz umfasst ein mehrphasiges Siedlungsareal mit Blick über die Seenlandschaft. Aufgrund der intensiven agrarischen Nutzung des Geländes mit einhergehender Bodenerosion sind seit zwei Jahren erhebliche Zerstörungen der Denkmalsubstanz zu vermuten. Ausgepflügte Steine und Brandreste, vor allem aber die sehr zahlreichen Keramikfunde belegen eine Nutzung des Geländes in der jüngeren Bronzezeit, der vorrömischen Eisenzeit, römischen Kaiserzeit, Völkerwanderungszeit, der slawischen und der hochmittelalterlich-deutschen Phase. Damit stellt sich auch die Frage nach den Gründen der Platzkontinuität.
Im Rahmen des Prospektionsseminars wurden verschiedene Untersuchungsmethoden in Teilbereichen der Siedlungsfläche angewandt. Mit den durchgeführten geomagnetischen Messungen ließ sich einerseits eine im Luftbild erkennbare Grabenumfriedung bestätigen. Andererseits wurden Gruben und Herdstellen in großer Zahl ermittelt, womit sich die hohe Dichte der Besiedlung bestätigt. Der bemerkenswerteste Befund ist eine ringförmige Grabenanlage mit ca. 40 m Außendurchmesser, zentral im Fundplatzbereich gelegen, die auf die Existenz einer hochmittelalterlichen Turmhügelburg hindeuten dürfte.
Weiterhin wurden systematische Einzelfundaufnahmen durchgeführt und bislang ca. 6.200 Funde erfasst. In der noch laufenden Auswertung soll versucht werden, die verschiedenen Siedlungsphasen über datierbare Funde räumlich auszuweisen. Damit lassen sich einerseits Aktivitätszonen und Handwerksbereiche identifizieren, andererseits sollen darüber potenzielle Grabungsflächen besser eingegrenzt werden. Das Projekt wird im Frühjahr und Sommer 2015 fortgesetzt. Mittelfristig soll auch das regionale Umfeld betrachtet werden, um Auswirkungen der industriellen Landwirtschaft auf die Erhaltung der Bodendenkmale zu analysieren.
Geomagnetische |
Magnetogramm mit |
Systematische |
2013 – Eisenverhüttung im Einzugsgebiet der Widawa (Schlesien)
Im Rahmen von Geländearbeiten der Forschergruppe A5 Eisen als Rohmaterial untersuchte eine Gruppe von Studierenden des MSc-Studiengänge Landschaftsarchäologie und Geographische Wissenschaften verschiedene Fundplätze der Przeworsk-Kultur im Einzugsgebiet der Widawa in Schlesien (Namyslow). Im Vordergrund der Geländearbeiten stand eine Charakterisierung der Lage der Fundplätze im Raum, die Unterstützung des archäologischen Surveys und Fragen des Rohstoffpotentials des Untersuchungsgebiets für die Verhüttung von Eisen. Die Studierenden teuften Pürckhauersondagen in verschiedenen Anomalien, die sich aus einem geomagnetischen Survey ergeben hatten ab, um die Ursache der Anomalie zu klären, legten Bodencatenen an und führten an dem gewonnen Probenmaterial einen Test auf Siedlungsphosphat nach Gundlach durch. Weiterhin stand die Charakterisierung der Standorteigenschaften der Siedlungsstandorte im Fokus der durchgeführten Geländearbeiten.
Bohrung in der Aue der Widawa |
Geländearbeit |
2011 - Auf der Suche nach dem Klostergutshof von Schönerlinde
Am nördlichen Stadtrand von Berlin, zwischen Schönerlinde und Schönwalde gelegen, deutet der Flurname "Altenhof" auf die Lage einer untergegangenen Hofstelle hin. Hierbei handelte es sich um einen mittelalterlichen Klostergutshof, der zum Kloster Lehnin gehörte. Seine Gründungszeit liegt in der Mitte des 13. Jahrhunderts. Spätestens im 16. Jahrhundet verlor der Hof seine Bedeutung. In der jüngeren Vergangenheit lieferte der Platz immer wieder Oberflächenfunde, zumeist Keramikscherben und Ziegelbruch. Über die Bebauungsstruktur des Klosterhofes war bislang allerdings nichts bekannt. Geomagnetische Untersuchungen, die bereits im Jahre 2004 von der HTW Berlin vorgenommen wurden, erbrachten erste Hinweise zur Lage mittelalterlicher Baureste. Sehr gezielt konnte daher im Mai 2011 mit umfangreicheren Sondierungen begonnen werden. In einer Tiefe von über einem Meter wurden Reste einer Warmluftspeicherheizung freigelegt, die anhand von Keramikfunden in das 13./14. Jahrhundert zu datieren ist. Erhalten waren die gut 3 m lange, aus Ziegeln errichtete Brennkammer und Reste eines vorgelagerten Arbeitsraumes, der mit großen Feldsteinen eingefasst war. Die Heizungsanlage dürfte zu einem repräsentativen Gebäude mit gehobenem Wohnkomfort gehört haben.
Drachenfoto |
Dokumentation der |
Umzeichnung des |
2010 - Voruntersuchungen auf dem Fundplatz Beelitz 29, Lkr. Potsdam-Mittelmark
Nahe der Kleinstadt Beelitz befindet sich ein bekanntes Bodendenkmal, welches seit mehreren Jahren vor allem Funde der frühen römischen Kaiserzeit erbringt. Die Maßnahme begann mit einer systematischen Feldbegehung nach Oberflächenfunden auf einer Fläche von ca. 2 ha. Bei den mehr als 4.200 Funden handelt es sich zumeist um Keramikscherben unterschiedlicher Zeitstellung sowie um einzelne Eisenschlacken und Silexartefakte. In einem zweiten Schritt wurde eine geomagnetische Untersuchung zur Lokalisierung archäologischer Befunde durchgeführt. Erste Probegrabungen bestätigten die zuvor interpretierten Befunde, bei denen es sich hauptsächlich um Herdstellen handeln dürfte. Zur großen Überraschung ist das dabei geborgene Keramikmaterial deutlich älter als erwartet und in die jüngere Bronzezeit zu datieren. Dem germanischen Siedlungshorizont konnten bislang keine Befunde sicher zugeordnet werden. Die Fundstelle ist durch die gegenwärtige Ackernutzung stark gefährdet.
Geophysikalische Prospektion |
Freilegung einer jung- |
Ergebnisse der Prospektion |