Aktuelle Problemstellung und Ausgangssituation
Im Rahmen der Beruflichen Bildung für nachhaltige Entwicklung (BBNE) fanden während der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ von 2004-2014 umfangreiche Aktivitäten statt, doch die strukturelle Integration von BBNE ist in Deutschland bisher nur in Ansätzen gelungen. Konkrete BNE-Themen, eine Verankerung von BNE- Methoden und Kompetenzen sind nur vereinzelt in der beruflichen Bildung zu finden. Entscheidend ist nun die strukturelle Verankerung von nachhaltigkeitsorientierten Kompetenzentwicklungszielen in der beruflichen Aus- und Weiterbildung. Dabei gilt, dass BBNE konkret, sichtbar und erlebbar werden muss und dass nachhaltigkeitsorientierte Kompetenzen an konkrete berufliche Handlungs- und Tätigkeitsfelder geknüpft sind. Das Strategiepapier BBNE empfiehlt für die strukturelle Verankerung von BBNE u.a. die Themenfelder Kreislaufwirtschaft und Ressourceneffizienz und gesunde Lebensmittel und Ernährung sowie verschiedene Aktionsfelder zu denen sowohl Modellversuche gehören, mit denen innovative didaktische und methodische Ansätze für die berufliche Bildung entwickelt, erprobt, erforscht und verbreitet werden als auch die Erstellung und systematische Verbreitung von Lehr- und Lernmaterialien.
Das „Internationale Jahr des Bodens“ 2015, ausgerufen von der UN-Generalversammlung, hat das Augenmerk auf die globale Gefährdung der Böden und den zunehmenden Verlust der Bodenfruchtbarkeit gerichtet. Bereits 2009 wurde von mit dem Konzept der Planetaren Grenzen deutlich, dass in Bezug auf die Landnutzung und die biogeochemischen Kreisläufe die Belastungsgrenzen überschritten sind. Auch die 2015 von der UN verabschiedeten Globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs) fordern, dass einer „nachhaltigen Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen Sorge getragen werden und umgehende Maßnahmen gegen den Klimawandel“ ergriffen werden müssen. Die Herstellung und Anwendung von Pflanzenkohle hat in den letzten Jahren gezeigt, dass ein Werkzeug zur Umsetzung des genannten SDGs bereitsteht und auch die Planetaren Grenzen entlastet werden können. Pflanzenkohle wirkt dem Klimawandel durch die Beförderung der CO2-Speicherung in Böden entgegen, ermöglicht durch nachhaltige Rückführung organischer Substanz eine nachhaltigere Landnutzung und kann generell zur Verbesserung der Fruchtbarkeit von Böden beitragen. Zunehmende kristallisiert sich heraus, dass Pflanzenkohle in der Lage ist, relevante Mengen an Stickstoff einschließlich Nitrat zu speichern und damit vor Auswaschung zu bewahren und darüber hinaus Emissionen von Stickoxiden u. a. bei Kompositierungsprozessen zu verringern. Somit leistet die im Projekt zu realisierende Kompostiertechnik einen wesentlichen Beitrag zur effektiveren Nutzung vorhandener Ressourcen und Nährstoffe, u. a. Stickstoff.
Zeitgleich mit dem Jahr des Bodens startete 2015 das UNESCO-Weltaktionsprogramms „Bildung für nachhaltige Entwicklung“, das als Folgeprogramm der Vereinten Nationen für die BNE-Dekade fungiert. Bis Ende 2019 sollen in folgenden fünf Handlungsfeldern Erfolge erzielt werden: Politische Unterstützung, ganzheitliche Transformation von Lern- und Lehrumgebungen, Kompetenzentwicklung bei Lehrenden und Multiplikatoren, Stärkung und Mobilisierung der Jugend und Förderung nachhaltiger Entwicklung auf lokaler Ebene. Unser Projekt zielt zum einen auf die Kompetenzentwicklung bei Lehrenden und Multiplikatoren, da es Lehrende der beruflichen Bildung sowie Berufstätige zum Thema Biokohlesubstratherstellung, geschlossene Kreisläufe und Boden weiterbildet. Zum anderen fördert es die nachhaltige Entwicklung auf lokaler Ebene durch die Schließung von Stoffkreisläufen in den Modellprojekten, die Vernetzung von lokalen Berliner Bildungsakteuren zum Thema Boden und stärkt und mobilisiert Jugendliche durch die Vermittlung dieser Themen innerhalb ihrer Ausbildung.