Das Kaspische Meer
Erstausstrahlung bei ARTE: 28.1.2005, 19:00 Uhr, 45 Minuten
Autor: Tilo Hoffmann
Basierend auf der Forschung im Rahmen der DFG-Projekte „Evolutionsökologie und Biogeographie der Gastro-poden des Kaspischen Meeres“ (zusammen mit Prof. Dr. Klaus Bandel, Universität Hamburg) und „Die Phylogeo-graphie der Pyrgulidae (Gastropoda): Evolutive Prozesse im Spiegel der paläogeographischen Dynamik der zentralen und östlichen paratethyalen bzw. der ponto-kaspischen Region und des nordöstlichen Mediterrans“ (zusammen mit Prof. Dr. Thomas Wilke, Universität Gießen)
Wissenschaftlicher Hintergrund und Inhalt des Films
Das Kaspische Meer, an der Schnittstelle Europas und Asiens gelegen, ist der größte See und einer der ältesten unseres Planeten und der einzige, der einstmals Teil eines Ozeans war. Es beherbergt eine außergewöhnliche Fauna und Flora, über tausend Arten, die es nur hier gibt. Auffälligste Tiere sind, neben der Kaspi-Robbe, die sieben Störarten, welche eine große Bedeutung für die Wirtschaft haben: Etwa 90% des weltweit produzierten Kaviars stammen vom Kaspischen Meer, ein Milliardengeschäft, das jedoch vor dem Ende steht. Die Ausbeutung der großen Öl- und Gasreserven unter dem Kaspischen Meer, mit wenig bis keiner Rücksicht auf das Ökosystem, drängt alle anderen Interessen beiseite. Die sich anbahnende ökologische Katastrophe ist kaum noch aufzuhalten. Die Umweltverschmutzung ist nicht das einzige Problem: Das über Jahrmillionen entstandene ökologische Geflecht wird durch, über Schiffe eingeschleppte, fremde Arten nachhaltig gestört. Der Zusammenbruch weiter Teile des Nahrungsnetzes ist im vollen Gange, und die Wissenschaftler der Anrainerstaaten sind nicht in der Lage, politisch unbeeinflusst zu forschen, um die Zusammenhänge aufzudecken. Forschungsgelder gibt es nur, wenn die Ergebnisse genehm sind. In diesem Spannungsfeld bewegt sich eine internationale Expedition, unter der Leitung von Frank Riedel, die, politisch ungesteuert, den tatsächlichen ökologischen Zustand des Kaspischen Meeres skizzieren will. Der Film zeigt nicht wie das Wissenschaftlerteam – trotz aller Genehmigungen – von Armee und Geheimdienst in der Arbeit nachhaltig behindert wurde (Explosion auf dem vorgesehenen Expeditionsschiff, Verhaftung, Durchsuchung, Beschlagnahme), er schafft es jedoch, trotz aller Widrigkeiten, mit dem Mittel, das Leben der Menschen in Dagestan und Russland mit dem See und dem Wolga-Delta zu erzählen, ein Bild des Zustandes des Kaspischen Meeres an der vergessenen Küste Europas zu zeichnen.
Reichweite und Zuschauerreaktionen
Der Film wurde bei ARTE, an einem Freitagabend, zur besten Sendezeit, erstmalig ausgestrahlt und erreichte dabei etwa 300.000 Zuschauerinnen und Zuschauer. Er wurde seitdem auf ARTE, Phoenix und den dritten Programmen der ARD vergleichsweise häufig wiederholt, zuletzt im Oktober 2007. Die Anzahl der Zuschauerreaktionen war deutlich geringer als bei den vorgenannten Filmen. Der Film wurde überwiegend positiv gesehen. Manche Zuschauerinnen und Zuschauer hätten gerne einen stärkeren Fokus auf die Wissenschaftler gesehen, was, aufgrund der angedeuteten Probleme, nicht möglich war.
Sedimentabfolgen des Kaspischen Meeres, die im Laufe von Jahrtausenden im Uferbereich gebildet wurden und durch regionale Hebung der Erdkruste nun oberhalb der heutigen Küste liegen (F. Riedel 2006).