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Saturnmond Tethys zeigt rätselhafte Ablagerungen

Zwei Farbmosaike von Saturns eisigem Mond Tethys zeigen Farbvariationen auf der dem Saturn abgewandten Hemisphäre des Mondes. Die Mosaike, deren Bilddaten die Raumsonde Cassini vor wenigen Monaten aufgenommen hat, wurde von unserer Arbeitsgruppe Planetologie an der Freien Universität Berlin erstellt und kürzlich in einem Presseartikel des NASA/JPL-Photojournal veröffentlicht.
Außerdem wurde mit Tilmann Denk ein Interview über die rätselhaften Ablagerungen geführt. Zu sehen in der September Ausgabe des Astronomie-Magazin „Sternstunde“.

   


Echtfarbmosaik des Saturnmondes Tethys
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Global auffällig ist die gelbliche Färbung auf der linken Seite im Vergleich zum Weiß in der Mitte und auf der rechten Seite der abgebildeten Hemisphäre von Tethys. Die Ursache hierfür sind vermutlich kleine Eispartikel, die vom Saturnmond Enceladus ausgestoßen werden und bevorzugt die "Vorderseite" von Tethys treffen und diese weiß erscheinen lassen.


Linienförmige rote Ablagerungen auf der Mondoberfläche

Bei genauerer Betrachtung sind auf der Oberfläche rote Ablagerungen zu erkennen. Sie waren zwar bereits in früheren Beobachtungen der Cassini-Sonde entdeckt worden, die jetzt gemachten Farbbilder sind jedoch die ersten, die weite Gebieten auf der Nordhalbkugel von Tethys unter den Beleuchtungs- und Betrachtungsbedingungen zeigen, die notwendig sind, um diese Strukturen klar zu erkennen. Der Ursprung der rötlichen Ablagerungen ist bisher nicht eindeutig geklärt. Die Ablagerungen scheinen geologisch relativ jung zu sein, da sie ältere Strukturen wie Einschlagskrater überlagern.

Die Entdeckung dieser Ablagerungen auf den Tethys-Mosaiken veranlasste die Cassini Projektleitung, Mitte November eine zusätzliche Tethys-Beobachtung in die Planungen aufzunehmen. Dann können die roten Ablagerungen aus weniger als 10.000 km Abstand beobachtet werden.

 


Tethys vor dem Ringplaneten

Der Eismond Tethys erscheint winzig im Vergleich zum riesigen Saturn. In diesem Bild sind die streifenförmigen Schatten gut sichtbar, die das Ringsystem auf die nördliche Hemisphäre des Planeten wirft. In der Südpolarregion sind Wolkenbänder erkennbar. Die Cassini-Sonde war während dieser Aufnahme rund 1.4 Mio Kilometer von Saturn entfernt.
(Aufnahme vom 10. Juni 2005, ISS-WAC)

Tethys ist mit einem Durchmesser von 1.062 km der fünftgrößte Saturnmond. Seine geringe Dichte deutet darauf hin, dass der Mond fast vollständig aus Eis besteht. Die Oberfläche ist sehr stark mit Einschlagskratern übersät. Dabei gibt es kraterreiche und -ärmere Gebiete. Die markantesten Oberflächenstrukturen sind der riesige Krater Odysseus mit 445 km Durchmesser (also fast der Hälfte des Monddurchmessers), sowie das Grabensystem Ithaca Chasma, das mit einer Breite von 65 bis 100 km und einer Tiefe von bis zu 5 km große Teile von Tethys umspannt. Tethys wurde bereits 1684 vom französischen Astronomen Jean-Dominique Cassini entdeckt, Namensgeberin war die Titanin Tethys aus der griechischen Mythologie.

  


Typische geologische Oberflächenmerkmale

In diesem Bild sieht man den Ausschnitt aus einem s/w-Mosaik, das mit 100 m/px zu den am besten aufgelösten Darstellungen der Mondoberfläche zählt. Die Distanz von der Kamera an Bord von Cassini bis zu Tethys betrug während der Bildaufnahmen nur rund 17.000 km. Die typischen Oberflächenmerkmale des Eismondes Tethys sind hier gut erkennbar: viele, sich teils überlagernde Krater verschiedener Größe und Alter und einige diagonal verlaufende geologische Störungen.
(Aufnahmen vom Flyby im April 2012, ISS-NAC)


Bildverarbeitung

Die Bilddaten für das globale Farbmosaik wurden am 11. April 2015 während der Sequenz S88 mit dem Kamerasystem Imaging Science-Subsystem (ISS) aufgenommen, das sich an Bord der Raumsonde Cassini befindet. Da die Mondoberfläche in natürlichen Farben recht strukturlos aussieht, wurden Aufnahmen mit panchromatischem, grünen, Infrarot- und UV-Spektralfilter kombiniert, um die subtilen Farbunterschiede auf der Tethys Oberfläche für das menschliche Auge besser sichtbar zu machen.

Die systematische Prozessierung der Daten und die Erzeugung der hier dargestellten Bildprodukte erfolgte durch Mitarbeiter der Fachrichtung Planetologie und Fernerkundung an der Freien Universität Berlin. Das Farbmosaik ist eine orthographische Projektion von 52 Einzelbildern, die aus etwa 53.000 km Entfernung von Tethys aufgenommen wurden. Die Bildauflösung beträgt etwa 300 m pro Pixel.

 

Bildrechte

NASA/JPL-Caltech/Space Science Institute/FU Berlin

 

Mission

Die internationale Raumfahrtmission Cassini-Huygens ist ein Gemeinschaftsprojekt von NASA, ESA und der italienischen Raumfahrtagentur (ASI) zur Erforschung des Saturnsystems. Die Raumsonde Cassini erforscht den Planeten und seine zahlreichen Monde seit der Ankunft im Saturnorbit im Jahr 2004. Huygens, das Landemodul der ESA, war der erste europäische Beitrag zu einer Weltraummission in das Äußere Sonnensystem. Das Jet Propulsion Laboratory (JPL) am California Institute of Technology in Pasadena managt die Mission im Auftrag der NASA. Der Cassini-Orbiter und das Imaging Science-Subsystem (ISS), eine Kamera an Bord der Raumsonde, wurden am JPL entworfen und entwickelt. Der Hauptsitz des Cassini-Imaging Teams befindet sich am Space Science Institute in Boulder/Colorado.

Weiterführende Informationen über die Cassini-Huygens Mission finden Sie auf unseren Webseiten, auf den Webseiten der NASA http://saturn.jpl.nasa.gov und http://www.nasa.gov/cassini und auf der Homepage des Cassini Imaging Team. http://ciclops.org.