Groß, größer, riesig – Ein ehemaliger Ozean in Utopia Planitia?
Bilddaten der hochauflösenden Stereokamera HRSC an Bord der ESA-Raumsonde Mars Express vom Juni 2016 zeigen riesige Polygone im nördlichen Tiefland des Mars. „Riesig“ bedeutet, die Polygone messen mehrere Kilometer im Durchmesser. Diese Oberflächenstrukturen sind ein Hinweis auf die frühere Existenz eines Ozeans auf dem Mars. Mitarbeiter der Fachrichtung Planetologie und Fernerkundung der Freien Universität Berlin erstellten die hier gezeigten Ansichten. Die systematische Prozessierung der Daten erfolgte am DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin-Adlershof.
Adamas Labyrinthus Perspektive
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Utopia Planitia ist ein verschüttetes Einschlagsbecken mit einem Durchmesser von ungefähr 2.000 km im nördlichen Tiefland des Mars. 1979 landete die Raumsonde Viking 2 der NASA im Nordosten von Utopia Planitia, und fand eine von Eis bedeckte Landschaft vor. Eis und Frost haben auch in der Marsvergangenheit eine Rolle gespielt: Einschlagskrater in dieser Region besitzen „pfannkuchenartige“ Auswurfdecken, die auf das Vorhandensein von Eis und Wasser im Untergrund zur Zeit des Einschlags hindeuten. Wissenschaftler sind überzeugt davon, dass einst ein großes Wasser-/Eisreservoir in Utopia Planitia existierte.
Adamas Labyrinthus Farbaufsicht
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Das labyrinthartige Bruchsystem auf den HRSC Aufnahmen besteht aus bis zu 2 km breiten Gräben die kreuz und quer verlaufen und polygonartige Strukturen mit einem Durchmesser von 5-20 km bilden. Die Bildung der riesigen Polygone in der Region Utopia Planitia steht im Zusammenhang mit tektonischen Prozessen und Sedimentbedeckung. Die Polygone sind in Größe und Form ähnlich zu terrestrischen Polygonen, welche im flachen Meer durch die Verdrängung von Wasser in feinkörnigen Ablagerungen entstehen.
Adamas Labyrinthus Farbkodiertes Höhenmodell
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Neueste Forschungsergebnisse bringen die riesigen Polygone in Verbindung mit einem ehemaligen Ozean im nördlichen Tiefland des Mars. Es ist denkbar, dass sich die Polygone durch Verfestigung von feinkörnigen Sedimenten auf einem unebenen Untergrund gebildet haben. Feinkörnige Sedimente werden in großen stehenden Gewässern wie Ozeanen oder Seen abgelagert. Die frühere Oberfläche, die jetzt durch Sedimente bedeckt ist, könnte einmal ähnlich uneben wie die südlichen Hochländer des Mars gewesen sein.
Adamas Labyrinthus Anaglyphe
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Bildverarbeitung und das HRSC-Experiment auf Mars Express
Die Aufnahmen mit der HRSC (High Resolution Stereo Camera) entstanden am 21. Juni 2016 während Orbit 15804 von Mars Express. Die Bildauflösung beträgt 15 Meter pro Bildpunkt (Pixel). Die Bildmitte liegt bei etwa 101° östlicher Länge und 39° nördlicher Breite. Die Farbaufsicht wurde aus dem senkrecht auf die Marsoberfläche gerichteten Nadirkanal und den Farbkanälen der HRSC erstellt, die perspektivische Schrägansicht wurde aus den Stereokanälen der HRSC berechnet. Das Anaglyphenbild, das bei Betrachtung mit einer Rot-Blau- oder Rot-Grün-Brille einen dreidimensionalen Eindruck der Landschaft vermittelt, wurde aus dem Nadirkanal und einem Stereokanal abgeleitet. Die in Regenbogenfarben kodierte Aufsicht beruht auf einem digitalen Geländemodell (DTM) der Region, von dem sich die Topographie der Landschaft ableiten lässt. Der Referenzkörper für das HRSC-DTM ist eine Marskugel.
Mapserver
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Bildrechte
Images: ESA/DLR/FU Berlin, CC BY-SA 3.0 IGO
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Die High Resolution Stereo Kamera wurde am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelt und in Kooperation mit industriellen Partnern gebaut (EADS Astrium, Lewicki Microelectronic GmbH und Jena-Optronik GmbH). Das Wissenschaftsteam unter Leitung des Principal Investigators (PI) Prof. Dr. Ralf Jaumann besteht aus 52 Co-Investigatoren, die aus 34 Institutionen und elf Nationen stammen. Die Kamera wird vom DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin-Adlershof betrieben.