Das letzte Jahr einer ereignisreichen Reise bricht an
Die unbemannte Raumsonde Cassini-Huygens ist nicht nur eine der ambitioniertesten Raumfahrtmissionen, die jemals durchgeführt wurden, sondern auch eine der erfolgreichsten. Nachdem die Cassini-Sonde nun schon seit 12 Jahren ununterbrochen das Saturnsystem mit seinem imposanten Ringen und über 60 bekannten Monden erforscht, bricht am 15. September 2016 das letzte Jahr der Mission an. Diese letzte Phase, Cassinis "Grand Finale", wird sich in einigen Aspekten deutlich vom bisherigen Missionsverlauf unterscheiden.
Das große Finale einer langjährigen Mission
Die internationale Mission Cassini-Huygens begann am 15. Oktober 1997 mit dem Start in Cape Canaveral, Florida. Nach fast sieben Jahren Flugzeit und 3,5 Milliarden zurückgelegten Kilometern erreichte das Raumsondengespann am 01. Juli 2004 planmäßig eine Umlaufbahn um den großen Gasplaneten Saturn, der fast 10x weiter von der Sonne entfernt ist als unsere Erde. Am ersten Weihnachtsfeiertag 2004 wurde die von der europäischen Raumfahrtagentur ESA beigesteuerte Huygens-Landekapsel von der Cassini-Sonde abgetrennt. Huygens erreichte am 14. Januar 2005 den größten Saturnmond Titan, tauchte in seine Atmosphäre ein und sendete am Fallschirm hängend über mehrere Stunden einmalige Bilder und Daten zur Erde. Der Landesonde Huygens gelang damit die erste erfolgreiche Landung auf dem Mond eines fremden Planeten überhaupt. Der Cassini-Orbiter selbst umrundet seitdem erfolgreich den Saturn und erforscht mit seiner umfangreichen wissenschaftlichen Ausstattung intensiv Saturns Magnetosphäre, Atmosphäre, den inneren Aufbau sowie das Ringsystem und die vielen Monde. Im Laufe der Mission wurde eine Vielzahl unterschiedlichster Daten gesammelt (allein die Kameras lieferten schon weit über 400.000 Aufnahmen), die zu vielen neuen und oft überraschenden Erkenntnissen über das Saturnsystem führten.
Die ursprüngliche Planung sah zunächst eine vierjährige Missionsdauer vor („primary mission“, 2004-2008). Da die Cassini-Mission aber überaus erfolgreich verlief, wurde sie um zwei weitere Jahre verlängert (die sog. "Cassini Equinox Mission", 2008-2010). Die Sonde war danach noch immer voll funktionstüchtig und machte regelmäßig spannende neue Entdeckungen. Also gab es noch eine Missionserweiterung, diesmal gleich für 7 Jahre (2010-2017), die sog. "Cassini Solstice Misssion".
Missionsphasen und einige Entdeckungen
Während der zwölf Jahre am Saturn lieferte die Mission zahlreiche neue Erkenntnisse über die Zusammensetzung und den Aufbau der Saturnringe. Außerdem entdeckte Cassini einige bis dahin unbekannte kleine Monde (z.B. den im Ringsystem kreisenden Mond Daphnis). Durch die langjährige Beobachtungszeit aus nächster Nähe war es auch möglich, das Wettergeschehen und saisonale Veränderungen auf Saturn zu verfolgen – daher auch die Benennungen "equinox" und "solstice" für die Missionsverlängerungen. Entdeckt wurde beispielsweise ein gewaltiges Sturmsystem, das sich fast ein Jahr hielt und schließlich den gesamten Gasplaneten umspannte. Vom Planeten entstanden immer wieder atemberaubend schöne Bilder mit sich über die Jahreszeiten verschiebenden Ringschatten.
Außerdem eröffneten Cassinis langjährige Beobachtungen völlig neue Einblicke in die faszinierenden Welten der Saturnmonde: Die Methan-Seen auf Titan stellen die erste Entdeckung von offenen Oberflächen"gewässern" auf einem anderen Himmelskörper als der Erde dar. Die Geysire in der Südpolarregion von Enceladus, wo Fontänen aus Wassereis weit hinaus ins All geschleudert werden, zeugen von hoher geologischer Aktivität auf einem kleinen Mond und vom Vorhandensein eines Reservoirs von flüssigem Wasser nicht allzu tief unter der Oberfläche. Ein bis zu 20 km hoher Gebirgswall, der sich entlang des Äquators rund um den Mond Iapetus zieht, wurde von Cassini entdeckt, doch seine Entstehungsweise ist bis heute nicht verstanden. Dies sind nur wenige Beispiele für Entdeckungen; jeder der 62 bekannten Saturnmonde hat seine Besonderheiten und durch Cassini wurde deutlich, wie unterschiedlich und wie faszinierend diese eisigen Welten weit weg von unserer Erde tatsächlich sind.
Saturnmonde (von links nach rechts): Karte der Methanseen auf Titan; Eruptionen am Südpol von Enceladus; der große äquatoriale Bergrücken von Iapetus; Mond Tethys mit seinem großen Grabensystem Ithaca Chasma
Nach einem letzten nahen Vorbeiflug am Titan, beginnt am 30. November 2016 der letzte Teil der Mission Cassini-Huygens, das sog. „Grand Finale“. Die letzten Saturnumkreisungen führen Cassini zunächst ganz nah an die Außenkante des Ringsystems heran und danach, ab April 2017, wird die Sonde erstmals zwischen der Saturnatmosphäre und der inneren Kante der Ringe hindurchfliegen. Mehrere spektakuläre Flugmanöver sollen Cassini so nah an die Ringe und den Planeten bringen, wie nie zuvor. Die Wissenschaftler erhoffen sich während dieser Phase neue aufschlussreiche Messungen, z.B. zur Struktur der Ringe und der Masse des Ringsystems. In genau einem Jahr, am 15. September 2017, nach einer fast 20-jährigen Reise durch das Weltall, wird die Mission enden. Nach insgesamt 294 Saturnumkreisungen wird Cassini kontrolliert in die Atmosphäre des Gasplaneten eintauchen und dort wie ein Meteor verglühen. Damit soll verhindert werden, dass evtl. noch vorhandene irdische Mikroorganismen die Saturnmonde kontaminieren.
Bildrechte
NASA/JPL-Caltech/Space Science Institute/FU Berlin
Mission
Die internationale Raumfahrtmission Cassini-Huygens ist ein Gemeinschaftsprojekt von NASA, ESA und der italienischen Raumfahrtagentur (ASI) zur Erforschung des Saturnsystems. Das Jet Propulsion Laboratory (JPL) am California Institute of Technology in Pasadena managt die Mission im Auftrag der NASA. Der Cassini-Orbiter und das Imaging Science-Subsystem (ISS), eine Kamera an Bord der Raumsonde, wurden am JPL entworfen und entwickelt. Der Hauptsitz des Cassini-Imaging Teams befindet sich am Space Science Institute in Boulder/Colorado.
Weiterführende Informationen über die Cassini-Huygens Mission finden Sie auf unseren Webseiten, auf den Webseiten der NASA http://saturn.jpl.nasa.gov und http://www.nasa.gov/cassini und auf der Homepage des Cassini Imaging Team http://ciclops.org.