Aufgerissene Marskruste in Sirenum Fossae
Die vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) betriebene, hochauflösende Stereokamera HRSC an Bord der ESA-Raumsonde Mars Express nahm Anfang 2017 Bilddaten der Sirenum Fossae Region des Mars auf, welche am DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin-Adlershof systematisch prozessiert wurden. Anschließend erstellten Mitarbeiter der Fachrichtung Planetologie und Fernerkundung der Freien Universität Berlin die hier gezeigten Bildprodukte.
Sirenum Fossae Perspektive
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Auffällige lineare Strukturen durchziehen die abgebildete Szene von Südwesten nach Nordosten. Diese Sirenum Fossae genannten, bis zu 9 Kilometer breiten tektonischen Gräben verlaufen über tausende von Kilometern über die Marsoberfläche. Jeder Graben besteht aus zwei gegenüberliegenden parallel verlaufenden Abschiebungen. Abschiebungen wiederum sind Brüche in der Kruste, die durch Dehnung verursacht wurden. Diese Brüche teilen das Krustengestein in Blöcke und bilden Rampen, auf denen die Blöcke hinuntergleiten können. Die benachbarten erhöhten Blöcke, die sich zwischen den Gräben befinden, bezeichnet man als Horste (siehe auch PR Acheron Fossae).
Sirenum Fossae Farbaufsicht
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Ansammlungen von Gräben auf dem Mars, wie die Sirenum Fossae, stehen oft in Verbindung mit vulkanischer Aktivität und mit vulkanischen Gängen, das sind steile Korridore im Gestein entlang denen Magma aus dem Marsinneren aufsteigen kann. Die Sirenum Fossae Gräben entstanden möglicherweise als Folge einer im Untergrund entleerten Magmakammer. Gangschwärme sind in vulkanischen Zonen sehr verbreitet, z.B. auf der Erde in Island, wo man sie zusammen mit Oberflächenbrüchen und Gräben im Vulkangebiet Krafla beobachtet.
Sirenum Fossae farbkodiertes Höhenmodell
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Eine alternative Theorie nimmt an, dass jeder Graben der Sirenum Fossae über einem einzelnen Gang gebildet wurde. In diesem Fall wären die Gänge Teil eines riesigen Gangschwarms, der von einem Vulkanzentrum in weiter Entfernung ausgeht. Die Sirenum Fossae passen zu einem radialen Bruchmuster um den Vulkan Arsia Mons in Tharsis, der sich ungefähr 1800 Kilometer nordöstlich der Region befindet. Tharsis stellt die größte Vulkanprovinz des Mars dar und besitzt ein ausgedehntes radiales Bruchsystem mit mehreren Gräben, unter anderem Memnonia, Icaria, Claritas und Sirenum Fossae.
Sirenum Fossae Anaglyphe
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Theorie zur Entstehung von Gräben in Sirenum Fossae
Bildverarbeitung und das HRSC-Experiment auf Mars Express
Die Aufnahmen mit der HRSC (High Resolution Stereo Camera) entstanden am 5. März 2017 während Orbit 16688 von Mars Express. Die Bildauflösung beträgt 14 Meter pro Bildpunkt (Pixel). Die Bildmitte liegt bei etwa 215° östlicher Länge und 28° südlicher Breite. Die Farbaufsicht wurde aus dem senkrecht auf die Marsoberfläche gerichteten Nadirkanal und den Farbkanälen der HRSC erstellt, die perspektivische Schrägansicht wurde aus den Stereokanälen der HRSC berechnet. Das Anaglyphenbild, das bei Betrachtung mit einer Rot-Blau- oder Rot-Grün-Brille einen dreidimensionalen Eindruck der Landschaft vermittelt, wurde aus dem Nadirkanal und einem Stereokanal abgeleitet. Die in Regenbogenfarben kodierte Aufsicht beruht auf einem digitalen Geländemodell (DTM) der Region, von dem sich die Topographie der Landschaft ableiten lässt. Der Referenzkörper für das HRSC-DTM ist eine Äquipotentialfläche des Mars (Areoid).
Mapserver
Um bereits veröffentlichte Rohbilder und DTMs der Region im GIS-kompatiblen Format herunterzuladen, benutzen Sie bitte diesen Link zu unserem Mapserver. Für einen Überblick über alle seit 2004 veröffentlichten Presseprodukte klicken Sie bitte hier.
Bildrechte
Images: ESA/DLR/FU Berlin, CC BY-SA 3.0 IGO
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Die High Resolution Stereo Kamera wurde am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelt und in Kooperation mit industriellen Partnern gebaut (EADS Astrium, Lewicki Microelectronic GmbH und Jena-Optronik GmbH). Das Wissenschaftsteam unter Leitung des Principal Investigators (PI) Prof. Dr. Ralf Jaumann besteht aus 52 Co-Investigatoren, die aus 34 Institutionen und 11 Nationen stammen. Die Kamera wird vom DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin-Adlershof betrieben.