Nilosyrtis Mensae – Abtragung im großen Stil
Die Nord- und Südhalbkugel des Mars unterscheiden sich grundlegend in Bezug auf Oberflächentopographie, Alter und Morphologie. Die Nordhalbkugel ist relativ eben und tiefer gelegen als die stark bekraterte, höher gelegene Südhalbkugel. Die Übergangszone zwischen beiden ist durch einen Steilhang gekennzeichnet, der einen Höhenunterschied von einigen Kilometern aufweist. Die Landschaft in dieser Region wurde durch die Wirkung von Wasser, Wind und Eis stark erodiert.
Die Region Nilosyrtis Mensae wird als fretted terrain bezeichnet, da sie zahlreiche labyrinthartige Täler mit viskosen Strömungsstrukturen aufweist. Die Abtragung durch Wasser und Eis hinterließ zahlreiche abgerundete Bergkuppen und Tafelberge. Viele im Bild gezeigte Geländeformen haben ein weiches Erscheinungsbild, das einer weitreichenden Überprägung zugeschrieben wird. Der ehemalige Einschlagskrater rechts im Bild wurde aufgrund fluvialer Erosion und Sedimentablagerungen mit der Zeit immer breiter und flacher, so dass das Kraterrelief nahezu verschwand.
Die Talböden insbesondere im nördlichen Teil des Bildes zeigen lineare Rücken und Spalten welche dem Talverlauf folgen. Diese Oberflächenformen legen nahe, dass eishaltiges Material langsam durch das Tal floss, vermutlich in Form von schuttbedeckten Gletschern, ähnlich Blockgletschern die man auf der Erde findet. Blockgletscher bestehen aus Eis durchsetzt mit Schutt und Geröll, man findet sie vor allem in Permafrostregionen in Hochgebirgen oder polaren Breiten. Die gletscherartigen Ablagerungen sind möglicherweise Reste einer sich zurückbildenden Eisdecke, die während vergangener Eiszeiten die Region bedeckt hat. Frühere Klimabedingungen auf dem Mars haben offenbar dazu geführt, dass größere Mengen von Schnee und Eis auf den Plateaus und in den Tälern abgelagert werden konnten.