Bilddaten der hochauflösenden Stereokamera HRSC an Bord der ESA-Raumsonde Mars Express zeigen eine Landschaft die durch Erosion von Einschlagskratern und durch das Einschneiden von Tälern stark überprägt wurde. Die High Resolution Stereo Camera (HRSC) wurde am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelt und wird von dort betrieben.
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Die Nord- und Südhalbkugel des Mars unterscheiden sich grundlegend in Bezug auf Oberflächentopographie, Alter und Morphologie. Die Nordhalbkugel ist relativ eben und tiefer gelegen als die stark bekraterte, höher gelegene Südhalbkugel. Die Übergangszone zwischen beiden ist durch einen Steilhang gekennzeichnet, der einen Höhenunterschied von einigen Kilometern aufweist. Die Landschaft in dieser Region wurde durch die Wirkung von Wasser, Wind und Eis stark erodiert.
Die Region Nilosyrtis Mensae wird als fretted terrain bezeichnet, da sie zahlreiche labyrinthartige Täler mit viskosen Strömungsstrukturen aufweist. Die Abtragung durch Wasser und Eis hinterließ zahlreiche abgerundete Bergkuppen und Tafelberge. Viele im Bild gezeigte Geländeformen haben ein weiches Erscheinungsbild, das einer weitreichenden Überprägung zugeschrieben wird. Der ehemalige Einschlagskrater rechts im Bild wurde aufgrund fluvialer Erosion und Sedimentablagerungen mit der Zeit immer breiter und flacher, so dass das Kraterrelief nahezu verschwand.
Die Talböden insbesondere im nördlichen Teil des Bildes zeigen lineare Rücken und Spalten welche dem Talverlauf folgen. Diese Oberflächenformen legen nahe, dass eishaltiges Material langsam durch das Tal floss, vermutlich in Form von schuttbedeckten Gletschern, ähnlich Blockgletschern die man auf der Erde findet. Blockgletscher bestehen aus Eis durchsetzt mit Schutt und Geröll, man findet sie vor allem in Permafrostregionen in Hochgebirgen oder polaren Breiten. Die gletscherartigen Ablagerungen sind möglicherweise Reste einer sich zurückbildenden Eisdecke, die während vergangener Eiszeiten die Region bedeckt hat. Frühere Klimabedingungen auf dem Mars haben offenbar dazu geführt, dass größere Mengen von Schnee und Eis auf den Plateaus und in den Tälern abgelagert werden konnten.
» Informationen zur Herkunft und Verarbeitung der Bilder
Die Aufnahmen mit der HRSC (High Resolution Stereo Camera) entstanden am 29. September 2019 während Orbit 19908 von Mars Express. Die Bildauflösung beträgt etwa 15 Meter pro Bildpunkt (Pixel). Die Bildmitte liegt bei etwa 69° östlicher Länge und 31° südlicher Breite. Die Farbaufsicht wurde aus dem senkrecht auf die Marsoberfläche gerichteten Nadirkanal und den Farbkanälen der HRSC erstellt, die perspektivische Schrägansicht wurde aus den Geländemodell-Daten, den Nadir- und Farbkanälen der HRSC berechnet. Das Anaglyphenbild, das bei Betrachtung mit einer Rot-Blau- oder Rot-Grün-Brille einen dreidimensionalen Eindruck der Landschaft vermittelt, wurde aus dem Nadirkanal und den Stereokanälen abgeleitet. Die in Regenbogenfarben kodierte Aufsicht beruht auf einem digitalen Geländemodell (DTM) der Region, von dem sich die Topographie der Landschaft ableiten lässt. Der Referenzkörper für das HRSC-DTM ist eine Äquipotentialfläche des Mars (Areoid).
Die HRSC-Kamera wurde am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelt und wird von dort betrieben. Die systematische Prozessierung der Kameradaten erfolgte am DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin-Adlershof. Mitarbeiter der Fachrichtung Planetologie und Fernerkundung der Freien Universität Berlin erstellten daraus die hier gezeigten Bildprodukte.
Um bereits veröffentlichte Rohbilder und DTMs der Region im GIS-kompatiblen Format herunterzuladen, benutzen Sie bitte diesen Link zu unserem Mapserver.
Images: ESA/DLR/FU Berlin, CC BY-SA 3.0 IGO
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Die High Resolution Stereo Camera wurde am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelt und in Kooperation mit industriellen Partnern gebaut (EADS Astrium, Lewicki Microelectronic GmbH und Jena-Optronik GmbH). Das Wissenschaftsteam unter Leitung des Principal Investigators (PI) Prof. Dr. Ralf Jaumann besteht aus 52 Co-Investigatoren, die aus 34 Institutionen und 11 Nationen stammen. Die Kamera wird vom DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin-Adlershof betrieben.