Springe direkt zu Inhalt

Die Geburt eines Chaos – Krater und Kollaps in Pyrrhae Regio

Pyrrhae Regio HRSC Perspektive


Katastrophale Flutereignisse hinterließen ihre Spuren

Südlich des Eos Chasma, der „Schlucht der Morgenröte“, einem östlichen Seitenarm des großen Grabensystems Valles Marineris, erstreckt sich die Region Pyrrhae auf einem uralten, von Kratern übersäten Hochlandplateau. Die Aufnahmen der HRSC zeigen am rechten Bildrand in der Farbaufsicht eine eindrucksvolle chaotische Landschaft, die an eine flache Plateauregion angrenzt.

Chaotische Gebiete entstehen durch den Einsturz der über Eis- und Sedimentschichten liegenden Oberfläche (siehe auch Schema zur Entstehung von Chaosgebieten). Das Eis schmilzt, hervorgerufen z.B. durch vulkanische Intrusionen im Untergrund, Lavaflüsse oder Meteoriteneinschläge. Das Wasser läuft aus dem Sediment häufig in einem katastrophalen und kurzlebigen Flutereignis ab. Auf der Übersichtskarte ist im Nordosten außerhalb des Bildausschnitts zu sehen, dass in dieses chaotische Gebiet verzweigte Ausflusstäler, die Osuga Valles, hineinmünden. Wissenschaftliche Untersuchungen der Kollapsstukturen in Eos Chasma im Südosten und der Pyrrhae Region sowie des Ausflusstalsystems der Osuga Valles zwischen den beiden ergaben, dass hier mindestens zwei gegenläufige Abflussereignisse stattfanden: Zuerst fand ein Abfluss von der Pyrrhae Region in Eos Chasma statt und zu einem späteren Zeitpunkt umgekehrt. Nach dem Wasser- und Sedimentabfluss bleiben zerklüftete Blöcke in der Aushöhlung zurück in der einst das Eis verborgen war. Vermutlich fand zusätzlich zum Schmelzwasser auch Grundwasseraustritt statt. Das austretende Grundwasser führte dann zu Rutschungen und Abbrüchen an den Rändern des kleinen Chaosgebiets. Der Höhenunterschied innerhalb des Bildes beträgt 4 km! Die Menge des dabei herausgelösten und abtransportierten Materials ist dementsprechend enorm gewesen.


„Triefende“ Täler

Auf der südlichen Seite (links in der Farbaufsicht) sind zwei große und ein kleiner Einschlagskrater auf einer relativ ungestörten Oberfläche zu sehen, letzterer misst ca. 20 km im Durchmesser. Der große Krater zeigt lineare Bruchstrukturen auf dem Kraterboden, welche vermutlich durch schnell abkühlende und sich dabei zusammenziehende Lava, die nach dem Einschlag, entstanden sind. Zwischen dem Krater und dem Chaosgebiet erkennt man zwei Täler, beide sind zwei Kilometer breit. Diese Täler, vor allem das obere, zeigen große Ähnlichkeit zu so genannten „sapping valleys“. Bei dieser Form der Erosion tritt Grundwasser direkt an der Geländekante, bzw. unterhalb davon wie an einer triefenden Quelle aus. Dadurch wird der Abhang erodiert und ausgehöhlt, und durch das Nachrutschen von Material an der Geländeoberkante "wandert" die Erosionskante nach dem Abtransport durch fließendes Wasser immer weiter nach hinten. So entstehen steile und u-förmige Talstrukturen.

 

Ein bisschen Mythologie zum Schluss

Die Region wurde nach Pyrrha, der Tochter der Pandora und Frau des Deukalion, benannt. In der griechischen Mythologie kommt Deukalion die gleiche Rolle wie Noah zu. Er wurde von seinem Vater Prometheus aufgefordert, eine Arche zu bauen, um sich und seine Frau vor der großen Flut zu retten, die Zeus heraufbeschworen hatte, um die Menschheit zu vernichten. Pyrrha und Deukalion überlebten als einzige die Katastrophe und schufen die Menschheit neu, indem sie Steine über ihre Schultern warfen, aus denen dann Menschen entstanden.

» zurück zum Presseprodukt