Lange vulkanische Aktivität
Jovis Tholus (lat.: „die Kuppel des Jupiters“) ist ein sogenannter Schildvulkan. Dieser Vulkantyp entsteht durch dünnflüssige, aus dem Vulkanschlot schnell abfließende Lavaströme, die einen ausgedehnten und mit geringer Hangneigung abfallenden Kegel entstehen lassen, der an einen flachen Schild erinnert. Die Lava ist vergleichbar mit jener, die 2021 vom Vulkan Cumbre Vieja auf der Kanareninsel La Palma ausgestoßen wurde. Der größte Schildvulkan auf der Erde ist mit 17 Kilometern (von seinem unterseeischen Fuß bis zum Gipfel gerechnet) der Mauna Loa auf Hawaii. Sein Pendant auf dem Mars ist der 24 Kilometer aus der Tharsis-Aufwölbung herausragende Olympus Mons, der höchste Vulkan im Sonnensystem.
Der vergleichsweise kleine, 1500 Meter hohe Schildvulkan Jovis Tholus liegt gewissermaßen im ‚Nachmittagsschatten‘ des Olympus Mons, auf halber Strecke zwischen dessen fünf- bis sechstausend Meter hohen östlichen Steilabbrüchen und dem 18 Kilometer hohen Vulkan Ascreus Mons, dem nördlichen der drei Tharsis-Vulkane.
Jovis Tholus befindet sich am nördlichen Rand einer weitreichenden Lava-Ebene, südöstlich des Grabensystems Ceraunius Fossae und nordöstlich der Grabenbrüche Ulysses Fossae. Die markante Aufwölbung des Jovis Tholus hat einen Durchmesser von 58 Kilometern, vergleichbar mit der Insel Gran Canaria. Seine mit 28 Kilometern vergleichsweise große Caldera besteht aus insgesamt fünf Kratern, was auf eine lange vulkanische Aktivität schließen lässt. Die einzelnen Calderen sind miteinander verbunden, die jeweils jüngeren haben einen etwas tiefer gelegenen Grund, was zeigt, dass die Decken der ehemals darunter befindlichen Magmakammern immer tiefer eingebrochen sind.
Wie die meisten Schildvulkane ist „Jupiters Kuppel“ von jüngeren Lavaströmen umgeben. Sie lassen von der ursprünglichen Landschaft nicht mehr viel erkennen – noch nicht einmal einen Kraterrand - und dürften deshalb, einem „steinerner See“ gleich, mehrere hundert Meter mächtig sein. Sie überdecken ebenfalls eine Reihe von Gräben in der unmittelbaren Umgebung des Vulkans. Seine östliche Vulkanflanke bildet die steile Felswand eines Grabens, der von dort weiter Richtung Norden verläuft. Einige Teile dieses Grabens sind auch noch viele Kilometer weiter nördlich in den Ebenen zu erkennen. Bei näherem Hinsehen kann man auf den Lava-Flächen die Umrisse vieler einzelner Lavaströme erkennen. Sie bestehen aus erstarrter Basaltlava, die einen sehr niedrigen Gehalt an Silikatmineralen und Wasser hat. Deshalb ist sie sehr dünnflüssig, nicht explosiv und kann auch bei ganz geringem Gefälle durch den „Lava-Nachschub“ sehr weit in die Ebene fließen beziehungsweise geschoben werden, ehe der Lavastrom erstarrt.
Eine sehr interessante Struktur befindet sich etwa 30 Kilometer östlich der Vulkanflanke. Hier erhebt sich ein zweiter, weniger entwickelter Vulkan. Ihn erkennt man am besten in der topographischen Farbdraufsicht in der rechten unteren Bildhälfte. Hier trat wahrscheinlich weniger dünnflüssige, zähere Lava aus einer Spalte aus. Solche Spaltenvulkane gibt es auf der Erde beispielsweise auf Island oder Hawaii.