Ein "matschiger" Einschlag
Aber es gibt auf diesen Bildern noch andere Phänomene als vulkanische Strukturen zu sehen. Etwa 60 Kilometer nördlich von Jovis Tholus liegt ein 30 Kilometer durchmessender Einschlagskrater, dessen Auswurfdecke eine besondere Form hat. Seine Morphologie lässt erkennen, dass der Auswurf eine eher flüssige Konsistenz hatte und um die Kratervertiefung wie Schlamm verteilt wurde, der beispielsweise bei einem Steinwurf in eine Pfütze „mobilisiert“ und in ähnlicher Form abgelagert wurde; in der englischen Fachsprache wird dies als ‚fluidized ejecta layer‘ bezeichnet. Um eine derartige Auswurfdecke zu bilden, muss im Untergrund Wasser oder Eis vorhanden gewesen sein, das beim Einschlag verflüssigt oder verdampft wurde.
Außerdem entspringen direkt am nordwestlichen Rand der scharfen Grabenverwerfung, die den Einschlagskrater begrenzt (und die obere linke Bildecke wie mit einem Messerschnitt durchzutrennen scheint), mehrere Ausflusskanäle, in denen einzelne, 0,5 bis 3,4 Kilometer breite Schichten von Sedimenten zurückblieben. Dort wurde offenbar Wasser in Schüben freigesetzt, das stromlinienförmige Inseln und terrassenförmige Rinnenwände bildete. Einige sehr viel kleinere Kanäle durchziehen die nördliche Auswurfdecke des großen Einschlagskraters. Es wird vermutet, dass diese gewaltigen Wassermengen durch einen unter Druck stehenden Grundwasserleiter freigesetzt wurden, während sich die Verwerfungen aufbauten, oder dass die vulkanische Erwärmung zum Schmelzen des Bodeneises führte und das Wasser dann den einfachsten Weg durch das Grabensystem an die Oberfläche nahm.
Diese eine HRSC-Aufnahme ermöglicht bereits viele Einblick in eine faszinierende aktive Planetengeschichte mit Einschlägen, Vulkanen, tektonischen Gräben und Flusskanälen.