Lycus Sulci
Kurz nach der Entdeckung des riesigen Schildvulkans Olympus Mons auf dem Roten Planeten durch die US-Raumsonde Mariner 9 im Jahr 1971 hatten Planetenforscher festgestellt, dass der Vulkan von einer Aureole aus sehr charakteristischem Geländeformen umgeben ist die sich über Hunderte von Kilometern erstreckt. Die Aureole erzählt die Geschichte eines katastrophalen Abbruchs der unteren Flanken des Olympus Mons, der sich in seiner fernen Vergangenheit ereignete.
Planetenforscher vermuten, dass die Rutschungen vor mehreren 100 Millionen Jahren begannen, als große Mengen an Lava den Olympus Mons hinunterflossen. Die Lavaströme lagerten sich vermutlich auf Gesteinsschichten ab, die große Wassermengen in Form von Eis enthielten. Die vulkanische Hitze ließ dieses Eis schmelzen, so dass die Randbereiche des Vulkans instabil wurden, abbrachen und teilweise abrutschten. Während des Einsturzes rutschten riesige Felsstürze und Erdrutsche von den unteren Hängen des Schildvulkans über Hunderte von Kilometern auf die umliegenden Vulkanebenen. Das charakteristische wellige Aussehen entstand vermutlich während des Erdrutsches, als das Material vom Vulkan abrutschte und auf seinem Weg über die Oberfläche komprimiert oder auseinandergezogen wurde. Im Laufe der Zeit wurde dieser Effekt durch die Erosion des schwächeren Materials zwischen den Hügelkämmen noch verstärkt. Die Hügel und Bergrücken sind außerdem von feinem, vom Wind verwehtem Staub bedeckt. Einzelne Loben der Aureole können mehrere hundert Meter dick sein. Durch die Überlagerung mehrerer Loben kann eine Mächtigkeit von mehr als 2000 m erreicht werden. Dies deutet darauf hin, dass mehrere Kollapsereignisse stattgefunden haben. Diese Aktivitätsphasen sind auch auf dem HRSC Bild zu erkennen. Hier bedeckt die Ablagerung, die einen großen Bruch aufweist, die ältere Rutschung die in der Ebene endet.
Noch heute weist der Fuß des Olympus Mons hohe Abbruchkanten auf, die sich teilweise bis zu sieben Kilometer über ihre Umgebung erheben. Vergleichbare Rutschungen, wenn auch in viel kleinerem Maßstab, sind auch von irdischen Vulkanen bekannt. So sind beispielsweise die Vulkaninseln von Hawaii und die Kanarischen Inseln von Ablagerungen großer Felsstürze umgeben. Die große Ähnlichkeit der Marsvulkane mit ihren irdischen Pendants verschwindet allerdings, wenn man sich die Dimensionen der Marsvulkane ansieht. Der Olympus Mons ist mit einer Höhe von 21,9 km und einem Durchmesser von 600 km der größte und höchste Berg im Sonnensystem. Ein weiteres Beispiel: Der 8,2 km große Yelwa-Krater, der im rechten (nördlichen) Teil der HRSC Aufnahme zu sehen ist, liegt unglaubliche 1050 km nordwestlich der Caldera des Olympus Mons.