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6.1 Active faulting der Atacama Fault Zone

Die aktiven Verwerfungen des Atacama Fault Systems (AFS) sind prägnante tektonische und morphologische Elemente der nordchilenischen Küstenkordillere. Die gute morphologische Ausprägung von Zweigen des AFS am Westrand des Salar del Carmen durch das hyperaride Klima ermöglicht dort das Studium aktiver tektonischer Prozesse. Ein Aussichtspunkt auf einem rezenten fault scarp etwa 1 km ssw der Einmündung der Ruta 26 in die Panamericana bietet einen Blick auf den Salar del Carmen am Ostrand der Küstenkordillere und instruktive tektonische Morphologie (Abb. 1).

Abbildung 6.1.1

Abb. 6.1.1: Blick von der Panamericana  nach Norden auf einen aktiven Fault Scarp am Westrand des Salars del Carmen wenige 100 m westlich der Kreuzung von Ruta 5 (Panamericana) mit Ruta 26. (Stopp 6.2). Foto: C. Heubeck

 

Abbildung 6.1.2

Abb.6.1.2: Google-Earth Ausschnitt eines Teil des Westrandes des Salar del Carmen.

 

Die Salar del Carmen Fault bildet einen aktiven Zweig des AFS, einer >1000 km langen, trench-parallelen strike-slip Störungszone. Sie verläuft vorwiegend N-S, meist am Ostrand der nordchilenischen Küstenkordillere (Abbildung 6.1.3; Riquelme et al., 2003; Hoffmann-Rothe et al., 2006).

Das AFS kann von Iquique (20°S) bis südlich von La Serena (29°S°) verfolgt werden.Die Küstenkordillere nimmt heute eine forearc-Position ein. Während des Juras und der Oberkreide hingegen entsprach dieses Gebiet dem magmatischen Bogen, der seitdem etwa 200 km ostwärts (landeinwärts) migrierte. Das AFS entstand wahrscheinlich zeitgleich mit Beginn der Subduktion im Mesozoikum; an ihr fand in zwei Phasen  vorwiegend duktiler sinistraler Versatz statt (Scheuber und Andriessen, 1990).

Der Salar del Carmen besitzt eine Ausdehnung von ca. 45 km in N-S und ca. 15 km in E-W Richtung und wird vor allem auf seiner Westseite durch deutlich ausgeprägte Abschiebungen begrenzt (Moreno et al., 2007), die wahrscheinlich reaktivierte Blattverschiebungen darstellen. Diese Strukturen äußern sich topographisch durch die Ausbildung von alluvialen Fächern, versetzt an Steilhängen (Abbildung 6.1.2). Sie bilden einen deutlichen morphologischen Kontrast zu der weiten Ebene des Salars.

Die am Aussichtspunkt aufgeschlossenen Sedimente bestehen aus grobklastischen Ablagerungen alluvialer Fächer aus der Küstenkordillere, gelegentlich wechselgelagert mit Tuffen (Stopp 6.3). Die Scarps zeigen einen Versatz von ca. 30 – 50 m, versetzen vertikal Bachbetten um 0,3-0,5m und sind Spätpleistozän oder jünger im Alter. (González et al., 2003; Gonzalez et al., 2006). Der Versatz der Oberflächen an den Verwerfungen weist auf einen ostwärts gerichteten Abschiebungssinn hin. Annahmen über die Degradationsrate der Scarps (González et al, 2003) und Datierung von versetzten Einheiten mittels Thermolumineszenz und C14 und Ne-21 (Gonzalez et al., 2003; González et al.,2006) werden Aussagen über die Häufigkeit von Erdbeben (recurrence rate) an dieser Störungszone zulassen.

Der Aussichtspunkt bietet nicht nur eine gute Aussicht auf die Ebene des Salar del Carmen pull-apart-Beckens und seine randlichen Steilhänge, sondern vermittelt auch einen Eindruck über die weit ins Landesinneren reichenden Kräfte an einem aktiven Plattenrand.

Abbildung 6.1.3  

Abb.6.1.3: Karte des Atacama Fault Systems in der Region um Antofagasta (Riquelme et al., 2003)

 

 

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