7.2 Hornitos – mögliche Tsunamiablagerungen
Am nördlichen Ortsausgang von Hornitos ist im Küstenkliff ein gelber Sandstein, wahrscheinlich zeitäquivalent zur La Portada Formation der Mejillones-Halbinsel, sowie in dessen Hangenden ein bis zu 10m mächtiges, leider schlecht zugängliches Konglomerat aufgeschlossen.
Abb. 7.2.1: Meterlange Schlieren und Fetzen von Schelfsandstein sind eingearbeitet in eine konglomeratische Brekzie von mehreren m Mächtigkeit (der Top ist erodiert). Die Einheit überliegt erosiv Sandsteine der äußeren Küstenzone und repräsentiert möglicherweise einen Tsunamit (Hartley et al., 2001). Foto: C. Heubeck |
Der Sandstein ist mäßig sortiert, bioturbiert und horizontal geschichtet und besitzt einzelne Geröll-Lagen. Marine Fossilien sowie die flache Schrägschichtung, horizontale Lamination und pebble lags lassen einen Rückschluss auf Wassertiefen von etwa 5 bis 20 m und eine Entfernung von der Küste von etwa 500 m zu.
Das hangende Konglomerat mit einem basalen erosiven Kontakt zeigt dagegen weder Stratifikation noch Sortierung. Die Klastengröße reicht vom Zentimeterbereich bis 10 m. Im Konglomerat finden sich deformierte, ca. 1-2 m mächtige und bis zu 10 m lange „Fetzen“ des liegenden marinen Sandsteins sowie flame structures (Abb. 7.2.1). Andere Klasten von Kiesgröße sind meist angular; die wenigen granitoiden Klasten besitzen jedoch eine gute Rundung.
Das Fehlen von Schichtung in dieser Einheit lässt ein einziges Ablagerungsereignis vermuten. Die Interpretation als Sturmereignis oder Seismit (bei einem Erdbeben kann wassergesättigtes Sediment z.B. durch Suspension reorganisiert werden) erscheint aufgrund der großen Mächtigkeit von 10m und der hohen lithologischen Variation der Klasten unwahrscheinlich.
Eine Herkunft als Ergebnis eines einzelnen, von der Steilküste (dem „Acantilado“) stammenden Debris- oder Mudflow eines alluvialen Fächers erscheint aufgrund der beobachteten hohen Erosivität, der großen lateralen Verbreitung, und dem vorwiegend marinen Material, welches in die Matrix inkorporiert wurde, ebenfalls unrealistisch.
Das Konglomerat von Hornitos steht deswegen in der Diskussion, ein Tsunamiereignis zu repräsentieren (Hartley et al., 2001). Dafür spricht die hohe Mächtigkeit, die schlechte Rundung und Sortierung der Komponenten sowie die Aufarbeitung des liegenden flachmarinen Sandsteins in einem einzigen hochenergetischen Ereignis. Doch auch für Tsunamiablagerungen scheint die vorliegende Mächtigkeit ungewöhnlich hoch (die mächtigsten gesicherten Tsunamite erreichen 3 m; Hartley et al., 2001).
Le Roux et al. (2007) beschreiben südlich von Concepcion, 1500 km südlich, einen möglichen Tsunamit in der Ranquil Formation, der eine Mächtigkeit von 30 m erreicht und etwa zeitgleich mit dem Hornitos-Ereignis sein kann. Teilweise aufgeschmolzene Quarzkörner und Glaspartikeln in der Ranquil Formation mögen auf einen ursächlichen Zusammenhang des Tsunamits mit dem Eltanin-Impakt im Südostpazifik (Spätmiozän; 2,51 Ma) hinweisen (Bryant, 2008). Modellierungen ergaben, dass dort der Impakt eines etwa 4 km großen Asteroiden einen Tsunami verursacht haben könnte, der in Hornitos einen Runup (die maximale Höhe über Meeresniveau, die das Wasser erreicht) von ca. 60 m erreichte (Felton et al, 2003). Eine noch nachzuweisende Korrelation dieser beiden Vorkommen könnte die diskutierte Problematik lösen, jedoch ist die Datierung der Tsunamite sowie des Impakts mit relativ großen zeitlichen Unsicherheiten belegt.
>