Ganz kurzer Abriss der regionalen Geologie Südtunesiens
Tunesien ist in zwei geologische Großeinheiten unterteilt: Der südvergente, miozäne-rezente Falten- und Überschiebungsgürtel des Atlas in Nord- und Zentraltunesien, und im Süden die Tafelländer Südtunesiens, die seit dem Paläozoikum zum Nordrand Gondwanas gehören. Diese liegen im Randbereich der nordafrikanischen (oder Sahara-) Plattform, eines stabilen, präkambrisch konsolidierten Kontinents. Zum Süden erstreckt sich das kratonische Innere, zum Norden hin der Kontinentalrand und der Übergang zur tektonisch aktiven Mittelmeerregion.
Abb. 2-1-1: Geologische Karte Tunesiens. Die Exkursion führte eine Ost-West-Traverse entlang der Nahtstelle zwischen dem Atlasgebirge, welchen den Nordteil des Landes dominiert, und dem großräumig gegliederten, tektonisch stabilen südlichen Teil des Landes durch.
Die Geologie Südtunesiens ist deshalb geprägt von nahezu flachliegenden mesozoischen Sedimentgesteinen in terrestrischer, küstennaher und Schelffazies, die generell nach Norden in tiefere Fazies übergehen und zahlreiche, tektonisch oder eustatisch bedingte relative Meeresspiegelschwankungen am Südrand der Tethys aufzeichnen. Diese Abfolgen sind in mehreren Plateaus und Becken aufgeschlossen.
Die kratonnahe Lage schützte Südtunesien vor allzu intensiven tektonischen Bewegungen, ermöglichte kontinuierliche Sedimentation von zukünftigen Reservoir-, Deck- und Muttergesteinen, erlaubte die Ausbildung großräumiger und regionaler Strukturen, und erniedrigte den geothermalen Gradienten. Deshalb ist Südtunesien ein Gebiet für aktive Exploration nach Kohlenwasserstoffen, obwohl sein Anteil am großen Ghadames-Becken, verglichen mit dem der Nachbarländer Algerien und Libyen, gering ist.
Abb. 2-1-2: Blick westwärts zum Ostrand des Dahar-Plateaus. Kretazische küstennahe Sedimentgesteine überlagern mit deutlicher Winkeldiskordanz verstellte permische bis jurassische Redbeds und fluviatile Ablagerungen.