Korallen können Ozean-Temperaturaufzeichnungen verbessern
News vom 03.11.2017
Ein multi-disziplinäres Team von deutschen Geologen und Klimawissenschaftlern hat neue Erkenntnisse geliefert zum Klimawandel in unseren Ozeanen. Die Forscher haben dabei vor allem jene Gebiete im Visier welche besonders stark von der Erwärmung betroffen sind, wie z.B. der tropische Indische Ozean. „Der westliche indische Ozean hat sich im Verlauf des 20. Jahrhunderts von allen tropischen Ozeanen am schnellsten erwärmt. Das trägt immens zum globalen Anstieg der Meerwassertemperaturen bei. Allerdings ist der zeitliche Verlauf dieser Erwärmung nicht gut erfasst. Er hängt stark von der jeweiligen historischen Temperatur-Rekonstruktion ab“, erklärt die Autorin der Studie Dr. Miriam Pfeiffer vom Geologischen Institut der RWTH Aachen.
Alle bisherigen Daten stammen aus dem International Ocean-Atmosphere Dataset – das einzige Archiv mit instrumentellen Messungen der Meerwassertemperaturen grösstenteils basierend auf Schiffsdaten. Seit den 1850er Jahren wird so auf unterschiedliche Weise die Temperatur der Ozeane entlang der kommerziellen Schiffsrouten gemessen. „Es ist nicht einfach festzustellen, welche der Daten den Temperaturverlauf am besten wiedergeben. Unterschiedliche Messmethoden mit Eimern bis hin zu Maschinenraum-Kühlwasser Thermometer verursachen leicht abweichende Temperaturen welche aufwendig korrigiert werden müssen“, sagt Dr. Zinke von der FU Berlin. Daher brauchen wir unabhängige Daten welche unter anderem aus tropischen Korallen geworden werden können. Das Team forscht seit ueber zehn Jahren mit verschiedenen tropischen Korallen zum Klimawandel. Sie führten bereits zahlreiche Messungen durch, wo sie die Kerne der Korallen in Tauchgängen auch eigenständig herausbohrten.
Die aktuellen Messungen machte Dr. Pfeiffer an lebenden Steinkorallen der Gattung Porites und baute eine neue, unabhängige Temperatur-Rekonstruktion für den westlich-indischen Ozean innerhalb der berühmten Seychellen und des Chagos Archipels auf. Die Forscher benutzten hierzu die geochemische Zusammensetzung des Korallenskelettes welche ausgesprochen feinfühlig Temperaturschwankungen über viele Jahrzehnte aufzeichnen. Die Ergebnisse zeigen, dass systematische Messfehler während des Zweiten Weltkriegs die Unterschiede zwischen den Temperatur-Rekonstruktionen verursacht haben. „Dies wirkt sich auf den errechneten Erwärmungstrend des Indischen Ozeans und der globalen Mitteltemperaturen während des 20. Jahrhunderts aus“, so die RWTH-Geologin Dr. Pfeiffer. „Unsere Messwerte tragen dazu bei, dass man das richtige Temperaturprodukt verwenden kann, welches für weitere Modell-Simulationen des zukünftigen Klimas sinnvoll ist“, sagt Pfeiffer. Die Ergebnisse zeigen auch dass einige Teile der Tropen, wie z.B. die Seychellen und das Chagos Archipel, besonders gut geeignet sind um der globalen Erwärmung auf die Schliche zu kommen. Die tropischen Korallen sind somit ein Schlüsselarchiv um den Klimawandel besser zu verstehen und verlässliche Daten zu liefern aus den unzureichend beprobten Tropen welche das Klima weltweit stark beeinflussen.
Link zum paper: https://www.nature.com/articles/s41598-017-14352-6
Kontakt:
Dr. Jens Zinke
Freie Universität Berlin
Institut für Geologische Wissenschaften
FR Paläontologie
AG Geobiologie und Anthropozänforschung
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