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Korallensterben - Rettung durch Transplantation?

News vom 04.12.2017

Prof. Reinhold Leinfelder im Radiointerview auf Deutschlandfunk Kultur:

[zum Radiointerview]

Der erfolgreiche Wiederansiedlungsversuch von Korallen durch Massenaussetzen von Korallenlarven wird von sehr vielen Medien als "Retter der Korallen", "Larven gegen den leisen Tod", "Larven reparieren geschädigte Korallenriffe" etc. bezeichnet, so als ob nun DIE Lösung gegen Korallensterben schlechthin gefunden wäre. Dabei sagen auch die am Versuch beteiligten Wissenschaftler, dass Larvenausbringung nur eine Methode sein kann, um vorübergehende Schädigungen in einem ansonsten ungestörten Riff rascher zu beseitigen. Aussicht auf Erfolg hat die Methode also insbesondere bei mechanischen Schäden, etwa nach der leider immer noch verbreiteten Dynamitfischerei, einer Schiffshavarie oder einem Taifun, evtl. auch nach Massensterben im Zuge einer Temperaturspitze (bleaching), sofern danach eine lange Erholungspause eintritt. Aber es gibt keine Silver Bullet gegen das Korallensterben. Insbesondere muss der Dauerstress bei Korallenriffen abgestellt werden, wenn sie noch eine Chance haben sollen. Die drei Säulen der Maßnahmen zum Überleben von Korallenriffen sind daher: 1) Vermeidung globalen Stresses (Mitigation), also insbesondere keine weitere Temperaturerhöhung und Versauerung durch zu hohe atmosphärische CO2-Werte; 2) Abbau regionaler und lokaler Schädigungen, insb. des zu hohen Eintrags von Nährstoffen, Sediment, chemischen Schadstoffen, aber auch von Überfischung und dann 3) "assistierte Erholung", zu der die Larvenmethode gehört.

Oder um mal aufs Land zu übertragen: Wird bei einem Orkan ein Wald zerstört, kann sich dieser bei ansonsten guten Bedingungen (gesunder, fruchtbarer Boden, richtige Bodendurchfeuchtung, noch genügend intakte Bäume, nicht gleich wieder ein neuer Orkan) auch selbst erholen, dies dauert allerdings sehr lange. Pflanzt man dieselben Bäume von Hand an, geht es deutlich schneller, allerdings ist der Wald dann nicht mehr komplett natürlich. Hat der Orkan aber auch den Waldboden mit abgefegt oder war der Waldboden sowieso schon total überdüngt, so dass die gefällten Bäume schon an der Grenze ihrer Existenzmöglichkeiten ware,n wird sich auch mit Auspflanzungen kein Wald in der vorherigen Zusammensetzung mehr ansiedeln lassen.  

Kontakt
Prof. Dr. Reinhold Leinfelder
Telefon: 030 / 83870285
E-Mail: reinhold.leinfelder@fu-berlin.de

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