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Krieg und Zerstörung

1941

Luftbildaufnahme Kasernengelände mit NS-Zwangsarbeitslager (rote Markierung), 1941

Luftbildaufnahme Kasernengelände mit NS-Zwangsarbeitslager (rote Markierung), 1941
Bildquelle: Luftbild Geoportal Berlin 1941.028.1076

Der Tag, an dem die Deportationen aus Berlin begannen

Mit dem 15. Oktober 1941 begannen die systematischen Massendeportationen deutscher Juden. Die Nationalsozialisten zwangen tausende Berliner in Züge Richtung Osten. Hitler hatte angeordnet, die Reichshauptstadt müsse "judenfrei" werden. Aus Berliner Bürgern wurden Rechtlose und Todgeweihte. Sicher ist: Zahlreiche Berlinerinnen und Berliner hatten das Geschehen beobachtet.

Vom Jahr 1941 an stieg die Zahl der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Berlin sprunghaft an. Ihre Zahl einschließlich der Kriegsgefangenen lag zum 1. September 1944 bereits bei mehr als 300.000. Ende des Jahres waren es bereits 350.000. Den Hauptanteil bildeten Bürgerinnen und Bürger der Sowjetunion mit 19,2 Prozent, gefolgt von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern aus Polen mit 14,5 Prozent und aus Frankreich mit 12 Prozent. In der Reichshauptstadt Berlin, die der zentrale Rüstungsstandort war, wurden während des Krieges über 500.000 Menschen durch Zwangsarbeit ausgebeutet, das entsprach etwa 20 Prozent aller Beschäftigten. [11]

Auch in Lankwitz gegenüber des Kasernengeländes des Hindenburg-Blocks, wurde ein NS-Zwangsarbeitslager (siehe Bild, rote Markierung) für die zwei Kasernenblöcke unterhalten. In welchen Betrieben der Umgebung die Menschen noch arbeiten mussten, konnte bisher nicht rekonstruiert werden.

Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion.

1943-1944

Zerstörung nach dem Bombenangriff vom 23.-24. August 1943

Zerstörung nach dem Bombenangriff vom 23.-24. August 1943
Bildquelle: Arbeitskreis Historisches Lankwitz

Zerstörung nach dem Bombenangriff vom 23.-24. August 1943

Zerstörung nach dem Bombenangriff vom 23.-24. August 1943
Bildquelle: Arbeitskreis Historisches Lankwitz, Elvira Gundlach

Zerstörung nach dem Bombenangriff vom 23.-24. August 1943

Zerstörung nach dem Bombenangriff vom 23.-24. August 1943
Bildquelle: Arbeitskreis Historisches Lankwitz, Elvira Gundlach

Zerstörung nach dem Bombenangriff vom 23.-24. August 1943

Zerstörung nach dem Bombenangriff vom 23.-24. August 1943
Bildquelle: Arbeitskreis Historisches Lankwitz, Elvira Gundlach

Zerstörung nach dem Bombenangriff vom 23.-24. August 1943

Zerstörung nach dem Bombenangriff vom 23.-24. August 1943
Bildquelle: Arbeitskreis Historisches Lankwitz, Elvira Gundlach

Luftbildaufnahme Kasernengelände (1944)

Luftbildaufnahme Kasernengelände (1944)
Bildquelle: Luftbild Geoportal Berlin 1944.106.4058

Lankwitzer Bombennacht

Besonders massiv waren die Luftangriffe mit bis zu 727 Bombern auf Lankwitz in der Nacht vom 23. zum 24. August 1943, die als Lankwitzer Bombennacht bekannt wurde. Vom 23. August bis zum 4. September 1943 wurde Lankwitz zu 85 Prozent zerstört. [10]

Einem Bericht der Royal Air Force ist zu entnehmen, dass der Verband um 20.20 Uhr mit 727 Flugzeugen, darunter 335 Avro Lancaster-Bomber, in Wyton, Cambridgeshire startete. Der Führungsbomberpilot war J. E. Fauquier. Als der Pulk den Raum Hannover erreicht hatte, wurde von deutscher Seite das Ziel Berlin vermutet. In der Stadt sowie in der Umgebung warnten alsbald die durch Mark und Bein dringenden Sirenen vor den bevorstehenden Angriffen. Unverzüglich hatte sich die Bevölkerung des in Betracht kommenden Bereiches in die eigens dafür hergerichteten Luftschutzräume zu begeben. Wer eine "Goebbelsschnauze" besaß, wie der Bakelit-Volksempfänger genannt wurde, erfuhr freilich schon früher über die Meldungen des "Großdeutschen Rundfunks", dass alliierte Bombergeschwader in den deutschen Luftraum eingedrungen waren.

Die zum Verband gehörenden vorausfliegenden Pfadfinderflugzeuge konnten trotz ihres neuen Radarsystems H2S in dieser Nacht nicht, wie beabsichtigt, das Zentralgebiet Berlins identifizieren und markierten so versehentlich Gebiete der südlichen Reichshauptstadt mit den lange in der Luft schwebenden Leuchtmitteln. Da die Zielmarkierungen brennenden Bäumen glichen, wurden sie im Volksmund als Christ- oder Weihnachtsbäume bezeichnet. Die Hauptflotte traf recht spät ein, wie es im britischen Bericht heißt. Ein heftiges Abwehrfeuer der Vierlingsflakbatterien in der Stadt und im Umland empfingen die Bomber. Zugleich griffen deutsche Nachtjäger die Schwadronen an.

Geplant war ein Anflug auf Berlin aus Süd-Süd-Ost, doch viele Flugzeuge kürzten ab und flogen von Süd-West an. Daraus resultierte, dass das Gros der abgeworfenen Sprengbomben, Luftminen und Brandbomben in Randgebiete und offenes Gelände fielen. 25 Dörfer berichteten von Bombenschäden und Menschenopfern in dieser Nacht. Die Briten schätzten die Verluste dieses Luftangriffs als hoch ein. 17 Lancaster-, 23 Halifax- und 16 Stirlings-Bomber kehrten nicht mehr zum Ausgangsflugplatz zurück. [Klaus Voeckler - MAZ-Online.de - Portal der Märkische Allgemeine (MAZ)]

Bunkerbau

Der Bunker (Haus U) wurde, nach dem schweren Luftangriff am 23.August 1943 über dem Kellerbereich eines zerstörtem Kasernengebäude (Offizier-Speise-Anstalt) errichtet. Daraus ergibt sich auch die ungewöhnliche Pyramidenähnliche Bauform des Bunkers. Da sich am Südrand des Geländes in einem der Gebäude bereits seit 1938 der Gefechtsstand mit wichtigen Fernsprechverbindungen zu den Batteriebefehlsstellen befand (Bereich des Flakkommandos Süd), ist zu vermuten, dass diese Verbindungen dazuführten, den Stahlbetonbau über die Gebäudereste des zerstörten Gefechtsstandes zu stülpen. Die Gesamtfläche des Bunkers beträgt ca. 720 Quadratmeter und die Baukosten beliefen sich auf rund 245.000 Reichsmark. Der obere Teil des Bunkers diente dem Stab des Luftverteidigungskommandos Berlin 1, aus dem vom September 1941 an die 1. Flakdivision gebildet wurde. Der untere Kellerbereich diente der Aufnahme der Lüftungsanlagen und Fernsprecheinrichtungen. [12]

1945

Der militärische Zusammenbruch Brandenburg

Der militärische Zusammenbruch Brandenburg

Der militärische Zusammenbruch Berlin

Der militärische Zusammenbruch Berlin

Luftbildaufnahme Kasernengelände kurz vor dem Kriegsende (1945)

Luftbildaufnahme Kasernengelände kurz vor dem Kriegsende (1945)
Bildquelle: Luftbild Geoportal Berlin 1945.039.3094

Die große Hürde im Südwesten war der Teltowkanal

Am 22. April 1945 war in Lichterfelde-Süd der Krieg bereits zu Ende. Die sowjetischen Truppen der 3. Gardepanzerarmee der 1. Ukrainischen Front unter Marschall Konew hatten die Osdorfer Straße erreicht. Am 23. April 1945 verlief die Front an der Grenze zu Lankwitz. Doch dann ging es nicht weiter: Volkssturmbataillone und Reste der Wehrmacht hatten auf der Nordseite des Teltowkanals eine starke Verteidigungslinie aufgebaut. Der Teltowkanal stellte „schon auch wegen der Breite und Tiefe seines Einschnitts im Gelände, ein schwer zu überwindendes Hindernis dar“, schreibt der Historiker Armin A. Woy (seinen Aufsatz hat das Kunstamt Steglitz 1995 in der Publikation „Alles neu. 50 Jahre Kriegsende in Steglitz“ publiziert. ISBN-13: 978-3894681760).

In Lankwitz ging es hin und her: Am 24. April 1945 überquerten die sowjetischen Truppen mit Kähnen und Schlauchbooten den Teltowkanal, in Lankwitz wurden sie zurückgeworfen, in Lichterfelde-West besetzten sie die Kaserne der „Leibstandarte SS Adolf Hitler“, den Stadtpark Steglitz erreichten sie am gleichen Tag. [Boris Buchholz 2020, tagesspiegel.de]

Sowjetische Truppen besetzten das Kasernengelände in Lankwitz. In den Garagen wurden Rinder, Schafe und Ziegen für die Versorgung der Soldaten gehalten. [02]